Die Gründe für das neue Geschäftsmodell sind vielfältig. Autointeressenten wollen sich im Rahmen einer gegebenenfalls zeitlich begrenzten beruflichen Verpflichtung nicht lange binden, sich nicht um Wartung oder Service und insbesondere nicht um den Kauf oder gar den Verkauf kümmern. Viele Kunden wollen ein Automodell zudem nicht mehr dauerhaft auf Jahre fahren. Vielleicht einmal ein Cabriolet für den Sommer und ein Allrad-SUV für die kalte Jahreszeit oder nur zwei Wochen mit dem Kombi in den Winterurlaub - Autokunden sind heute schwerer denn je zu durchschauen. Doch wenn in Zukunft noch mehr Autos als Mietwagen über deutsche Straßen fahren, hat dies insbesondere einen Grund: Autohersteller und Händler suchen nach neuen Geschäftsmodellen, den übervollen Fahrzeughöfen neue Dynamik zu verleihen.
Das alles sind Gründe, wieso sich ein Unternehmen wie zum Beispiel ViveLaCar gegründet hat. Was sich anhört wie eine südfranzösische Autovermietung, will die Befindlichkeiten von Autohändlern und Autonutzern ertragreich unter einen Hut bringen. Schließlich liegt die Zahl der Eigenzulassungen durch Händler und Autohersteller je nach Marke zwischen 10 und über 40 Prozent. In Deutschland gibt es auch deshalb aktuell einen Bestand an jungen Gebrauchtwagen (bis zwei Jahre und bis 20.000 km) von rund einer Millionen Fahrzeugen und so wissen viele Händler nicht, wie sie die Fahrzeuge vom Hof in die Einfahrt eines geneigten Kunden bekommen sollen. Auf der Plattform ViveLaCar werden bei Markenhändlern entsprechende Fahrzeuge zur Miete angeboten. Das Abomodell folgt damit Servicediensten wie Spotify, dem Mobilfunkvertrag oder Amazon Prime. Für einen festen monatlichen Betrag bekommt man das Auto seiner Wahl. Eine Mindesthaltedauer gibt es nicht; allein eine Kündigungsfrist von drei Monaten.
Günstig ist diese Flexibilität nicht. Bei ViveLaCar beginnt das Preisspektrum bei knapp über 200 Euro. Dafür gibt es ein mäßig ausgestattetes Basismodell eines Opel Corsa, Renault Twingo oder Skoda Citigo mit einer Kilometerfreigabe von gerade einmal 200 km pro Monat. Dafür kann man sich auch einen Uber-Fahrdienst mieten. Das maximale Paket mit bis zu 2500 Kilometern macht die Einstiegsmodelle dann bereits 350 Euro teuer. Ein VW T-Roc kostet pro Monat 300 bis knapp 600 Euro und das obere Ende der Palette bilden aktuell Fahrzeuge wie ein Mercedes GLC 300 oder ein Land Rover Discovery mit Preisen zwischen knapp 600 und 1500 Euro. Für ähnliche Monatsgebühren bieten auch die großen Autovermietungen entsprechende Dauermieten an. Gerade wer viel in Europa oder der Welt unterwegs ist, kann für eine feste monatliche Gebühr jedes Auto abgreifen, das die Autovermietungen am Flughafen oder an der Vermietstation bereitstellt. Das fehlende Kundenerlebnis beim Autohändler tauscht der Flat-Rate-Mieter von Sixt, Avis und Co. gerne für maximale Flexibilität an jedem Ort der Welt ein.
Angebote der Autohersteller
Den Autoherstellern ist dieser Trend zu immer größer werdender Flexibilität nicht verborgen geblieben. Gerade in den USA werden solche Auto-Abos bereits seit Jahren mit höchst unterschiedlichem Erfolg angeboten. Gerade Premiummarken wie Audi, Porsche, BMW, Volvo oder Mercedes bieten die eigenen Fahrzeuge nicht nur zu Kauf, Leasing oder Finanzierung, sondern auch zur Dauermiete in einem Abo-Modell an. Mercedes bietet seine US-Modelle in ausgesuchten Städten in einem dreistufigen Abo-Programm in den Ebenen Signature, Reserve und Premier mit monatlichen Gebühren zwischen 1095 (A- / C-Klasse) und 2995 Dollar (S-/G-Klasse) an. Hinzu kommt eine einmalige Aktivierung von 495 Dollar. Die Autos werden über eine App bestellt und von einem Concierge an einen Wunschort geliefert. Die monatliche Gebühr beinhaltet dabei Versicherung, Rund-um-die-Uhr-Pannenhilfe und Fahrzeugwartung. Audi bietet sein Wechselmodell "Audi Select" zu Preisen ab 1495 Dollar mittlerweile in mehreren Bundesstaaten an. Dafür gibt es wahlweise Audi Q7, S5, A6 oder TT. Zeitnah soll der Abodienst auch nach Europa kommen.
Eher zäh scheint das Abomodell zu laufen, was Cadillac im vergangenen Jahr in den beiden Städten München und Zürich gestartet hat, um Bekanntheit und Fahrzeugvolumina zu steigern. Aktuell läuft es nur noch in der Schweiz. Hierbei kann der Kunde zu Monatsgebühren von 1900 bis 2100 Franken mehrfach sein Auto nach Gusto wechseln. Kosten wie Wartung, Sommer- und Winterreifen, Versicherung oder die Vignette sind im Paketpreis enthalten. Anders als bei anderen Anbietern wird das gewünschte Cadillac-Modell nach Hause oder ins Büro geliefert und dort wieder abgeholt.
Volvo hat vor rund zwei Jahren sein Care-Programm aufgesetzt. Wahlweise kann man das gewünschte Volvo-Modell sechs bis 36 Monaten fahren. Wer sich anmeldet, muss das vorkonfigurierte Fahrzeug wählen und nach zehn bis 14 Tagen ist es verfügbar. "Wenn das Auto nicht umgehend verfügbar ist, gibt es für die Übergangszeit ein vergleichbares Modell, damit der Kunde auch direkt mobil ist", erklärt Volvo-Deutschland-Geschäftsführer Thomas Bauch, "wir müssen auch erst lernen. So zum Beispiel, dass die Nutzer eher kürzere Zeiträume der Nutzung wollen." Das günstigste verfügbare Modell ist aktuell der Volvo XC40 zu einer Monatsgebühr von mindestens 569 Euro. Die größeren Modelle XC60 und XC90 gibt es ab 669 beziwhungsweise 899 Euro. Jedoch sind einige Modelle nicht sofort zu bekommen, sondern haben eine Lieferzeit von bis zu fünf Monaten. Ganz so flexibel geht es dann oft doch nicht und günstig ist keiner der Abodienste.