Produktion von Fahrzeugen / Autohersteller hängen ihre Zulieferer ab

Die wirtschaftliche Kluft zwischen den Autoherstellern und ihren Zulieferern wächst eher als dass sie sich schließt. (Bild: Adobe Stock / jeson)

Die wirtschaftliche Kluft zwischen Zulieferern und Automobilherstellern in Deutschland ist im vergangenen Jahr gewachsen. Insgesamt konnte die deutsche Automobilindustrie den Umsatz um 23 Prozent auf den Rekordwert in Höhe von 506,2 Milliarden Euro ankurbeln, wie aus einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Demnach legten aber die Hersteller mit einem Plus von 28 Prozent deutlich stärker zu als die Zulieferer, deren Umsatz nur um sechs Prozent wuchs.

Gleichzeitig ging die Zahl der Beschäftigten in der Autobranche 2022 bereits zum vierten Mal in Folge zurück. Zwischen 2021 und 2022 sank die Mitarbeiterzahl um 1,5 Prozent auf 774.000 Beschäftigte. Während die Beschäftigung bei den Herstellern um ein Prozent leicht wuchs, nahm sie bei den Zulieferern um sechs Prozent ab.

Automobilzulieferer stehen mit dem Rücken zur Wand

„Während die Automobilhersteller trotz Krise derzeit prächtig verdienen, stehen viele Zulieferer mit dem Rücken zur Wand“, sagte der Leiter der Mobilitätssparte für Westeuropa bei EY, Constantin Gall. Autohersteller nähmen die Produktion von Batterien und Elektromotoren selbst in die Hand, gingen Partnerschaften mit Batterieunternehmen ein und setzten weniger auf ihre altgedienten Lieferanten, so Gall. Obendrein werde erbittert um Konditionen, Liefermengen und Preisanpassungen gestritten. „Angesichts der Transformation in Richtung Elektromobilität ist zwischen Herstellern und Zulieferern ein Verteilungskampf entbrannt, bei dem die Zulieferer oft die schlechteren Karten haben“, sagte Gall.

Die Autobranche setzt den Rotstift an

Trotz der zuletzt positiven Gewinnentwicklung werde in der deutschen Autoindustrie derzeit flächendeckend der Rotstift angesetzt, sagte EY-Branchenberater Peter Fuß. Für das laufende Jahr erwartete er im besten Fall eine stabile Beschäftigungsentwicklung bei den Herstellern und weitere Stellenstreichungen bei den Zulieferern. Der Investitionsbedarf sei gewaltig, gleichzeitig setzten die Unternehmen alles daran, weiterhin hohe Margen zu erwirtschaften. Nur ein profitables Geschäft schaffe ausreichend finanziellen Spielraum, um in neue Technologien und Produkte investieren zu können, so Fuß.

Die Herstellung von E-Autos sei derweil weniger personalintensiv. Der Elektroantrieb werde sich durchsetzen und den Verbrennungsmotor verdrängen. „Das wird unausweichlich zu einer niedrigeren Beschäftigung am Standort Deutschland führen“, sagte Fuß.

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dpa