Für Ford muss der Ausgang der US-Wahl besonders schmerzlich sein: Hatte doch Donald Trump für den Fall seiner Wahl harte Schritte gegen den US-Autohersteller angekündigt. So war Ford Europa Chef Jim Farley am Wahlmorgen dann auch ehrlich: Man sei auf beide Kandidaten vorbereitet gewesen – und ließ durchblicken, dass er die ganze Nacht vor dem Fernseher verbracht hatte und der Wahlausgang nicht nach seinem Geschmack verlaufen war. „Meine Kollegen in Dearborn sind schon dabei, Kontakte zum neuen US-Präsidenten aufzubauen“, gab er beim Auto-Gipfel vom Handelsblatt offen zu. Auf die Frage, mit welchen Auswirkungen er auf Ford nun rechne, sagte er, „wir werden sehen, wie es nun weitergeht. Aber im Prinzip basieren doch alle Geschäftsmodelle auf dem freiem Handel.“
Die Vorgeschichte: Am letzten Tag vor der US-Präsidentschaftswahl hatte Trump im Bundesstaat Minnesota, der an Kanada angrenzt, angekündigt, jene Firmen zu bestrafen, die Jobs ins Ausland verlagern – namentlich Ford. Das Unternehmen hatte in einem Werk Minnesota knapp 800 Mitarbeiter entlassen und deren Stellen ins Ausland verlagert. Angeblich hat Minnesota seit der Finanzkrise in den USA prozentual in Relation zur Bevölkerung von allen US-Bundesstaaten die viertmeisten Jobs verloren. Trump nannte Minnesota einen Verlierer der Globalisierung. Deshalb seine Drohung an das Management von Ford in Dearborn: Firmen, die wie Ford Jobs ins Ausland verlagern, wird er mit einer Sondersteuer von 35 Prozent abstrafen. Es wird vermutet, die Drohung zielt darauf ab, die Unternehmen zu motivieren, ihre Fertigung wieder zurück in die USA zu verlagern.
Schon Ende 2015 hatte sich Donald Trump über Ford echauffiert, weil das Unternehmen angekündigt hatte, ein Autowerk in Mexiko zu errichten, und dorthin die komplette Kleinwagen-Produktion zu verlagern. Zuerst bezog sich Trumps „Strafzoll“ nur auf Unternehmen, die Jobs aus den USA nach Mexiko verlagern. Später drohte er mit einem generellen Einfuhrzoll von 35 Prozent auf in Mexiko gefertigte Produkte.
Das würde im Übrigen auch die deutschen Autohersteller empfindlich treffen: Audi weihte erst Ende September sein eine Milliarde Dollar teures Werk in San Jose Chiapa ein. Dort sollen jährlich 150.000 Audi Q5 produziert werden. BMWs erstes mexikanisches Werk in San Luis Potosi geht 2019 in Betrieb. Und auch Daimler investiert in Mexiko und will in Aguascalientes künftig gemeinsam mit Partner Nissan Kompaktfahrzeuge bauen. Volkswagen baut zwar nicht neu in Mexiko, aber das Werk in Puebla ist immerhin das weltweit zweitgrößte VW-Werk.