Ganz großer Bahnhof für den Elektro-Kleinwagen e.Go Life am Freitag (13. Juli) auf dem Campus der RWTH Aachen. Rund 2.000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Vorbesteller des dort künftig gebauten e.Go Life hatten sich dort in bester Sommerlaune eingefunden, an der Spitze NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Diesen war es ein sichtlich Vergnügen, das Autowerk zu eröffnen. Das kann man ihm nicht verdenken. Zuletzt wurde eine Autofabrik in dem Bundesland von 55 Jahren eröffnet - von Opel in Bochum. Und für viele war das Thema abgehakt, dass in Deutschland noch einmal der symbolische Schlüssel für ein neues Autowerk eines neuen Autobauers übergeben wird.
Möglich macht es Professor Günther Schuh, Produktionsexperte an der renommierten RWTH und dort Mitglied des Direktoriums des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen. Seit Jahren ist er beseelt davon, den Nachweis zu führen, dass mit einer konsequenten Umsetzung der Prinzipien der von ihm mit erfundenen Industrie 4.0 auch am Hochlohnstandort Deutschland ein günstiges, gleichwohl preisgünstiges Elektroauto bauen lässt. Die Autoindustrie winkte aber erst einmal ab und so schritt der umtriebige Wissenschaftler selbst zur Tat, gründete 2015 die e.Go Mobile AG.
Was seither geschehen ist, ist beeindruckend: in Rekordzeit wurde das Werk auf dem Campus der RWTH gebaut und ebenfalls in Rekordzeit wurde der e.Go Life zur Serienreife gebracht. Das bei Entwicklungskosten von 30 Millionen Euro - üblich sind in der Branche für eine solches Unterfangen um die 500 Millionen Euro. Die Produktion des e.Go Life kostet ebenfalls nur einen Bruchteil der sonst üblichen Summen. Bei seinem Fertigungsprinzip verzichtet Schuh auf Presswerk und Lackiererei komplett. Die Außenhaut des Wagens besteht aus durch gefärbtem Thermoplast und wird von einem Kofferhersteller zugeliefert.
Nun wird sich in der Praxis zeigen, wie das Produktionsprinzip funktioniert. Im Werk selbst befindet man sich in der Vorserienphase, so Werksleiter Bastian Lüdtke, die ersten Fahrzeuge will man Anfang 2019 an Kunden ausliefern. Angesichts der Vorbestellungen bereits fix im Plan: Anfang 2020 will man eine zweite Schicht fahren, wodurch die Produktionskapazität auf dann 20.000 Einheiten jährlich verdoppelt wird. Möglich ist auch eine dritte Schicht.
Bei aller Partylaune, die auch Günther Schuh erfasst hatte ("der tollste Tag in meinem Leben nach meiner Hochzeit"), blickte er bereits voraus: in unmittelbarer Nachbarschaft des Werks 1 wird die Fertigung für "People Moover" hoch gezogen. Die Baugenehmigung für das autonome Shuttle-Fahrzeug, das in einem Joint-Venture mit ZF Friedrichshafen realisiert wird, liegt druckfrisch auf dem Tisch. Schuh hofft nun, dass das Werk bereits am 1. Juli 2019 bezogen werden kann. Auch das wäre dann mal wieder Rekordtempo.