Gentherm, Wärmetechnik

Komfort: Gentherm sorgt für gutes Klima im Innenraum. (Bild: Gentherm)

Die Verschmelzung zweier Thermospezialisten ist vollzogen. Aus W.E.T. und Amerigon wurde Gentherm. Durch den Zusammenschluss sieht sich Gentherm als Marktführer beim Thema Wärmetechnik, entwirft, entwickelt und produziert Heizungen, Kühlungen, Lüftungen und Geräte für die unterschiedlichsten globalen Märkte. Gemeinsam soll die neue Einheit die führende Marktposition der beiden früher unabhängigen Unternehmen weiter ausbauen und den Wettbewerbern unter dem Namen Gentherm Paroli bieten. Und der neue Name Gentherm ist Programm: In dem Kunstwort stecken laut Präsident und CEO Daniel R. Coker gleich zwei Kernbotschaften. Das "Gen" steht für die nächste Generation innovativer Angebote, die den traditionellen automobilen Markt für thermische Komfortprodukte erobern sollen. "Therm", erklärt Coker, "bezieht sich auf alles in unserem Produktportfolio, das thermisch ist. Ganz gleich, ob es sich um ein Produkt handelt, das Wärme erzeugt oder um Produkte, die kühlen oder belüften. Wir sind in jedem Fall die Experten", sagt er.

Im neuen Konstrukt, das per Squeeze-out (den Ausschluss von Minderheitsaktionären aus einer Aktiengesellschaft durch den Mehrheitsaktionär) zustande kam, arbeiten rund 8 000 Mitarbeiter an der Herstellung und Entwicklung von innovativen Produkten. Und das auf drei Kontinenten. Das automobile Angebot der verschmolzenen Unternehmen beinhaltet unter anderem Produkte zum Sitzkomfort, also Sitzheizungen, beheizte und belüftete Sitze, beheizte und gekühlte Sitze und Nackenheizungen. "Rund 90 Minuten sitzt der deutsche Autofahrer täglich im Fahrzeug, in anderen Industrienationen ist es ähnlich", rechnet das Unternehmen vor. Deswegen sieht Gentherm Geschäftsmöglichkeiten über den Sitzkomfort hinaus. Darum umfasst das Angebot auch  Produkte zur Steigerung des Innenraumkomforts, von Thermo-Boxen, beheizten Armlehnen, Lenkradheizungen, Thermo-Cup-Holder bis hin zur Beheizung des Armaturenbretts.

Ein weiteres Segment sind Produkte rund um den Bereich Thermoelektrik, wie die Energierückgewinnung aus Abgasen oder aus dem Bereich Elektronik. Thermo-Regler, Kabel-Technologie, Lüfter und Ventilatoren ergänzen das Programm.
Dank der gebündelten Kompetenzen soll sich die Palette durch den Zusammenschluss innovativer präsentieren. Das hört sich gut an. Aber bei dem neuen Unternehmen handelt es sich um zwei sehr unterschiedliche Partner. In Zukunft wird sich zeigen, wie sich der amerikanische und deutsche Part in der täglichen Zusammenarbeit bewährt. Das Unternehmen W.E.T. mit bayerischen Wurzeln ist seit 40 Jahren am Markt etabliert, während Amerigon, bereits seit Mitte vergangenen Jahres als Gentherm firmierend, ein Start-Up ist. 

Die Gründe hinter dem Zusammenschluss sind nachvollziehbar. Neben einem erhöhten Innovationstakt spricht noch ein Grund für den Zusammenschluss: "Die ganze Wertschöpfungskette ,vom Konzept zur Produktion, wird effizienter", verspricht Coker. "Darüber hinaus verfügen wir durch die Zusammenlegung über ein noch größeres technologisches Portfolio, auf das wir zugreifen können, um zum Beispiel Energieeffizienz-Produkte zur Energierückgewinnung aus Abgasen oder für das Batterie-Thermomanagement zu realisieren." Das Produktportfolio soll mehr Tiefe bekommen: nicht nur bei Lenkrad-Heizungen, Thermo-Cupholdern, Thermo-Boxen und elektronischen Komponenten, verspricht die Unternehmensleitung.

Die Expansionspläne sind auf jeden Fall sehr ehrgeizig: "Für Gentherm reicht es nicht aus, nur aktuelle Kundenbedürfnisse zu bedienen. Wir wollen neue Märkte schaffen und zusätzliche Nachfrage generieren." Dafür hat das Unternehmen in die Elektronik-Kompetenz investiert, und zwar sowohl in die Produktentwicklung als auch in die Herstellung. "Unsere neu strukturierte Business Unit Elektronik übernimmt daher eine Schlüsselfunktion in der Entwicklung dieses neuen Marktsegments. Außerdem kommen spezielle Herausforderungen auf uns zu, was das Thermomanagement von Elektroautos und Batterien betrifft. An Lösungen hierfür arbeiten wir bereits."

Die Zukunft wird weisen, ob sich die Fusion gelohnt hat. Bei der Bilanz des ersten Quartals macht sich die Zusammenlegung im reinen Zahlenwerk bereits positiv bemerkbar: "Wir hatten ein außergewöhnliches erstes Quartal", sagte CEO Coker. "Wir erzielten einen Rekordumsatz. Jedes Geschäftssegment trug zum Wachstum bei. Die Bruttomargen waren am oberen Ende des gewünschten Ziels und wir realisierten einen Rekordgewinn."

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