Grammer - Machtkampf mit Hastor

Die großen Autohersteller betrachten das Investment der Familie Hastor bei Grammer sehr negativ, so das Unternehmen. (Bild: Grammer)

"Im ersten Quartal haben sich unsere Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert", sagte Aufsichtsratschef Klaus Probst der Wirtschaftswoche. "Uns fehlen im ersten Quartal Aufträge im Wert von 300 Millionen Euro über die gesamte Produktlaufzeit." Die Nachholeffekte seien dabei begrenzt, "denn manche Aufträge hätten im Februar vergeben werden müssen, um die Termine für die Serienanläufe einhalten zu können". Im vorbörslichen Handel verliert die Grammer-Aktie am Donnerstag (18. Mai) knapp 6 Prozent an Wert.

Grund für den Auftragsrückgang sollen die Aktienkäufe von Investmentgesellschaften sein, die Mitgliedern der Familie Hastor zuzurechnen sind. Im vergangenen Jahr belieferten Autozulieferer der Hastors im Streit mit VW den Autokonzern nicht mehr und brachten so die Bänder zum Stillstand. Probst ist deswegen besorgt: "Wir haben von Anfang an gesehen, dass die großen Autohersteller das Investment der Familie Hastor sehr negativ betrachten. Die Einkäufer und Risikomanager der großen deutschen Autokonzerne haben Vorstand und Aufsichtsrat zum Gespräch zitiert", erklärt Probst. Der Angriff der Familie Hastor auf Grammer gefährde die Existenz des Unternehmens. 

"Katastrophe" kommt auf Grammer zu

"Meine Einschätzung ist, dass der Einstieg der Familie Hastor Grammer und vielleicht sogar Prevent die Zukunft kostet", sagte Probst dem Blatt. "Ich sehe eine Katastrophe auf Grammer zukommen."

Grammer ist für die großen deutschen Automobilhersteller von großer Bedeutung. Im Bereich Mittelkonsolen ist das Unternehmen Probst zufolge bei manchen Baureihen der alleinige Lieferant. Es würde mehr als zwei Jahre dauern, bis ein anderer Zulieferer diese Mittelkonsolen liefern könne. "Geben die Autobauer die Beschaffung von Teilen aus nur einer Quelle auf, werden die Autos teurer und das verschlechtert die Position unserer Industrie auf dem Weltmarkt", so Probst.

Auf der Hauptversammlung kommende Woche Mittwoch will die Familie Hastor Vorstands- und Aufsichtsratsposten mit Vertrauten besetzen. Einer Lösung des Machtkampfes will Probst nicht im Weg stehen: "Ich stelle mein Amt zur Verfügung, wenn dadurch eine positive Zukunft für Grammer, die Kunden und Mitarbeiter garantiert ist", so der AR-Chef. Dieser Schritt allein würde das Problem zwischen Hastor und den Herstellern aber nicht lösen, meint Probst.

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