Berylls-Analyse zu Produktionsausfällen im Januar bis Mai - Im Bild das FCA-Werk Melfi

Nachdem in China die Autoproduktion wieder läuft, erwachen laut Berylls auch immer mehr europäische Hersteller aus der Corona-bedingten Schockstarre. (Bild: FCA)

Die Produktionsausfälle steigen weiter, aber die Kurve flache sich ab und der Handel sende in Europa erste positive Signale, heißt es in der Analyse. Nachdem in China die Autoproduktion wieder laufe, würden auch immer mehr europäische Hersteller aus der Corona-bedingten Schockstarre erwachen, sagt Berylls-Partner Andreas Radics. An die reguläre Produktion aus Vorkrisenzeiten können bislang allerdings nur die wenigsten OEM anknüpfen. "Denn noch fahren bedeutende Zulieferer ihre Werke nur mit eingeschränkter Intensität, allen voran jene in Norditalien. Brembo gehört zu ihnen. Der wichtige Bremsenhersteller ließ seine Fertigungsstandorte in Curno, Mapello und Sellero erst am 28.4. wieder anlaufen. Wann die Produktion hier wieder mit voller Kapazität läuft, ist offen." Unter anderem bedingt durch solche Engpässe bei Zuliefererteilen, würden viele Hersteller in Europa die Fertigung nur verhalten wieder anfahren, teilweise im Ein-Schicht-Betrieb, so Radics.

Entsprechend wachse der Produktionsausfall in den ersten beiden Quartalen 2020. Die Berylls-Analyse der weltweiten Produktionsausfälle zeigt mittlerweile ein Defizit von 7,71 Millionen Einheiten, die im Zeitraum Januar bis Mai nicht produziert wurden oder werden. Das sind Berylls zufolge bereits 9,6 Prozent der Anfang 2020 prognostizierten Gesamtjahresproduktion von 80,15 Millionen Fahrzeugen. Die zusätzlichen Ausfallzahlen gehen jedoch nicht in erster Linie auf die europäischen Werke zurück. Sie seien noch einmal stark gewachsen, da insbesondere Malaysia (Ausfälle +70 Prozent) und Thailand (Ausfälle +34 Prozent) ihre bisherigen Zahlen korrigiert haben. Auch Brasilien melde einen zusätzlichen Wegfall von 45.000 Einheiten, und in Spanien wachsen die Ausfallzahlen ebenfalls um 57.000 nicht produzierte Autos.

Cahrt zur Berylls-Analyse Produktionsausfälle Q1 und Q2 2020
Globale Autoproduktion: Die weltweiten Corona-bedingten Produktionsausfälle über alle Hersteller liegen bei weit über sieben Millionen Einheiten in den Quartalen 1 und 2. Grafik: Berylls

Komme die Zuliefererkette wieder in Schwung, dürften hier laut Berylls-Experte Radics aber bald positivere Zahlen vermeldet werden. "Denn insgesamt wachsen die Ausfallzahlen zwar weiter, aber der Trend hat sich spürbar verlangsamt. Die Chancen dafür, die Produktionskapazitäten in der zweiten Jahreshälfte wieder auf Vor-Corona-Niveau hochzufahren, sind gegeben." Ermutigende Signale gibt es laut dem Markt-Experten auch von den großen Autohandelsketten. "Die konnten seit Lockerung der Corona-Maßnahmen ihre Auftragslage signifikant verbessern und einen Teil des durch den Lockdown weggefallenen Volumens bereits in der letzten Woche aufholen. Auch wenn noch nicht klar ist, wie nachhaltig sich dieser Trend entwickelt, gibt er dennoch Anlass zur Hoffnung auf eine Stabilisierung der Situation im Handel in absehbarer Zeit.

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