Niedervolt-Hybridantrieb beim Renault Scenic
(Bild: Continental AG)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Continental verfügt über einen eigenen 48-Volt-Prüfstand. Wie groß ist dadurch der Vorteil auf Seiten der Entwicklung? Wo sind die Prüfstände stationiert?
Ein wirklich sehr großer Vorteil. Denn die Entwicklung läuft ja immer direkt in Verbindung mit einem Test. Wenn ich ein System entwickle und es nicht testen kann, bewege ich mich im Blindflug. Ich muss prüfen, wie sich der Motor verhält, wie er vibriert und sich erwärmt. Der Entwickler sitzt direkt am Prüfstand und entwickelt direkt am laufenden Motor weiter. Die großen Temperaturkammern sind in Berlin und die agilen Prüfstände bis 20.000 Umdrehungen mit einer Tonne Gewicht hier in Regensburg.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie steht dabei die Software-Entwicklung im Kontext?
Der Kunde wünscht ein hocheffizientes System und daher müssen wir die elektromechanische Effizienz fordern und fördern, um die CO2-Ziele zu erreichen. Es geht etwa darum, Rotor und Stator präzise zu platzieren, aber auch die Software muss stimmen und entsprechend kalibriert werden. Stellen Sie sich das vor wie bei einem Radio, bei dem der Sender etwas rauscht. Über das letzte Feintuning bekommen sie es scharf und deutlich. So verhält es sich auch bei der Software, bei der wir im kleinen Bereich Software iterativ anpassen und den Nutzen gleich am Prüfstand ermitteln. Da steckt sehr viel Arbeit und Know-how dahinter.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Auch der Beruf des Ingenieurs ist im Wandel. Wie stark wirkt sich dies personell aus? Benötigen Sie nicht auch im Bereich Powertrain immer mehr Software-Ingenieure?
Software wird auch im Antriebsstrang immer wichtiger. Man kann sagen, der Verbrenner ist Maschinenbau-lastig, aber die Elektrifizierung ist definitiv Software-lastig.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das Thema 48 Volt ist auch ein Strategie-Thema über die Divisionen Ihres Hauses hinweg. Stichwort Integration von Themen wie etwa e-Horizon: Gibt es daher Gremien, in denen Sie über die Divisionen hinweg zusammensitzen?
Jede Division hat Abteilungen, die sich mit Strategie- und Innovationsthemen beschäftigen. Diese Innovations-Abteilungen arbeiten über alle Divisionen hinweg sehr eng zusammen, um gemeinsam Themen ganzheitlich zu treiben. Beispiel: 48 Volt connected Energy Management. Durch Nutzung der eHorizon-Informationen zum Straßenverlauf können spritsparende Fahrstrategien realisiert werden und somit weitere CO2- und somit Kraftstoffeinsparungen von 3-4% erzielt werden. Weitere Themen sind das Automatisierte Fahren oder Digitalisierung.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Vor dem Hintergrund des riesigen Produktportfolios von Continental gibt es ja auch Bereiche, wo die einzelnen Beteiligten womöglich gar nicht voneinander wissen. Eine große. Kommunikationsaufgabe also..
Unser CEO, Dr. Elmar Degenhart, hat hier sehr viel bewegt, um das Networking unter den Mitarbeitern zu fördern. Wir haben im Unternehmen seit etwa drei Jahren ein internes soziales Netzwerk ähnlich Facebook, welches den Mitarbeitern ermöglicht, sich miteinander zu vernetzen, sich auszutauschen, zu diskutieren und Feedback einzuholen und auch konkrete Projektteams zu bilden. So stellen wir den laufenden internen Austausch sicher. Wir erhalten dazu sehr gutes Feedback.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Zum Schluss: Wie sieht der Continental Fahrplan bei den Batterien aus?
Das Thema ist für uns von strategischer Wichtigkeit. Continental deckt heute schon die Themen Batteriemanagement und Batterie-Elektronik ab, mit Entwicklungs- und Testmöglichkeiten an unseren Standorten Berlin und Nürnberg. Wir setzen zudem unsere Beobachtung des Batteriezellen-Marktes fort und sind bereit für ergänzende differenzierende Aktivitäten, wenn sich ein Fenster öffnet.

Vita Jose Avila, Continental

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