Rund 3.000 Meter – so viel Kabel steckt durchschnittlich in einem Fahrzeug. Und auch ein Mittelklassewagen-Bordnetz ist mit 40 bis 50 Kilogramm Gewicht eines der schwersten Teile im Autobau. Doch in Zeiten, wo Miniaturisierung und Leichtbau angesagt sind, stehen Automobilhersteller und Kabellieferanten vor neuen Herausforderungen. Denn nun zählt jedes Gramm. Andreas Brand, Vorstandsmitglied der Leoni AG und verantwortlich für den Unternehmensbereich Wiring Systems, kennt die Herausforderungen: "Diese Themen beschäftigen uns sehr. Es gibt aber mehrere Stellschrauben für den Leichtbau." So sind Gewichtseinsparungen über alternative Materialien und Legierungen, über die Reduzierung des Querschnitts und über die Architektur des Kabelsatzes möglich. Neben diesen Themen ist auch das Anwachsen des Entertainment-Systems im Fahrzeug ein drängendes Thema. Denn immer mehr wird in den Fahrzeugen auf Vernetzung und Unterhaltung gesetzt. So bedeuten umfangreichere Video- und Audiosysteme auch größere und komplexere Kabelsysteme.
Neue Lösungen für Entertainment
Das gleiche gilt auch für die Vernetzung mit Internet und mobilen Geräten. Hier erarbeitete Leoni schon neue Konzepte. "Wir bieten heute bereits Lösungen hierfür, arbeiten aber auch intensiv daran, neue Leitungstypen zu entwickeln, die den steigenden Ansprüchen speziell im Datenbereich gerecht werden – Stichworte Ethernet, LVDS (Low Voltage Differential Signaling) oder AVB (Audio Video Bridging)", so Brand.
Für neue Entwicklungen investierte Leoni 2012 knapp 94 Millionen Euro. Insgesamt arbeiten weltweit mehr als 1.300 Mitarbeiter im Bereich F&E. So erweitern die Nürnberger ihr Produktportfolio ständig. Neben dem formstabilen Kabelsatz von 2010, einadrigen Fahrzeugleitungen und komplettem Bordnetz-System mit integrierter Elektronik werden nun auch Stecker, Ladekabel und -dosen, Sicherungsboxen sowie Verteilersysteme angeboten. Leonis Produkte findet man dabei sowohl in Low-cost-Modellen als auch in Luxuswagen.
Anregungen für neue Entwicklungen in der Automobilindustrie transferiert Leoni aus seinen anderen Geschäftsfeldern wie Industrie & Gesundheitswesen, Kommunikation & Infrastruktur oder Haus- & Elektrogeräte. "Die Bereiche Automotive und Non-Automotive ergänzen sich hervorragend im Technologieaustausch über die Branchengrenzen hinweg. Entscheidend dabei ist aber, dass wir die Erkenntnisse aus diversen Industrien vor allem in die Entwicklung fortschrittlicher Kabeltechnologien und Materialien umsetzen", erklärt Manager Brand die Synergien.
Mit seinem Produktportfolio erzielte Leoni 2012 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro, und konnte damit das Vorjahr um knapp drei Prozent übertreffen. Den Erfolg will Leoni auch in den nächsten fünf Jahren weiter ausbauen. Nach der "Strategie des profitablen Wachstums" setzt der Kabelzulieferer auf Qualität. Erreichen will Leoni dies über die vier Stellhebel Globalisierung, Innovation, Systemgeschäft und Effizienz.
2013 investiert daher Leoni 190 Millionen Euro in den globalen Ausbau der Geschäftsbeziehungen zu europäischen Kunden. Weiterhin verfolgt das Unternehmen den Plan, Kunden aus China, Südkorea, den USA oder Indien für sich zu gewinnen. Anfang 2013 erhielt Leoni einen Auftrag von Ssangyong Motor Company, einem der führenden südkoreanischen Hersteller von Geländefahrzeugen. Leoni produziert dabei Kabelsätze für das neue kompakte Modell, das 2015 auf den koreanischen Markt kommen soll. Gesamtumsatz des Projekts: 75 Millionen Euro. Daneben ist China, wo Leoni bereits Ende 1990 und seit 20 Jahren mit dem Kabelbereich vor Ort engagiert ist, besonders interessant. Auch Russland und Brasilien sind für Leoni attraktiv. "Bis 2017 werden wir die Bordnetz-Umsätze in den BRIC-Staaten verdoppeln."
2013 startet Leoni mit 16 neuen Bordnetzen im Markt. Die neuen Produkte und die globale Expansion sollen das Unternehmen weiter auf Wachstumskurs halten. Denn dank der schwachen Nachfrage in Europa bauen nicht nur die OEM auf das große Potenzial der Wachstumsmärkte. Auch Leonis unternehmerische Ziele sind nach Brand klar definiert: "Für das Jahr 2016 haben wir uns vorgenommen, den Konzernumsatz von heute 3,8 auf dann fünf Milliarden Euro zu steigern."