Weil der wichtige chinesische Automarkt derzeit schwächelt, Handelskonflikte die Autokäufer verunsichern und in Europa die Umstellung auf den neuen Abgas- und Verbrauchstandard WLTP belastet, rechnet der Nürnberger SDax-Konzern mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses zum Vorjahr. Auch bei Umsatz und dem Geldzufluss sieht es nun schlechter aus als bisher, wie Leoni am Montag (22. Oktober) mitteilte.
Leoni ist mit der Gewinnwarnung nicht allein in der Branche. Autobauer Daimler hat bereits zweimal seine Prognosen gesenkt, auch BMW wird das zu Jahresanfang gesetzte Renditeziel nach eigenen Angaben verfehlen. Volkswagen kann die eigene Gewinnaussichten voraussichtlich nur noch unter Ausklammerung von Sondereinflüssen erreichen. Auch der Zulieferer Continental kappte die eigenen Ziele, wie auch Elringklinger und der Verbindungstechnikspezialist Norma.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern dürfte bei Leoni im Gesamtjahr von 225 Millionen Euro auf das Niveau von rund 196 Millionen Euro sinken. Bereinigt um positive Einmaleffekte hatte Leoni im vergangenen Jahr operativ genauso viel verdient. Bisher hatte das Unternehmen 215 bis 235 Millionen Euro Ergebnis angepeilt. Das Marktumfeld sei volatil, hieß es. Bereits im dritten Quartal bekam der Konzern die Widrigkeiten zu spüren. Der bevorstehende Produktionsstopp eines umfangreich belieferten Fahrzeugmodells sowie die reduzierte Nachfrage aus der europäischen Autoindustrie insgesamt bremsten den Konzern, der Fahrzeughersteller mit Bordnetzsystemen beliefert und darüber hinaus vor allem Kupferkabel für eine Vielzahl von Branchen herstellt. Insbesondere beim Großkunden Volkswagen war es im dritten Quartal zu Produktionsausfällen gekommen, weil die Wolfsburger und ihre Konzerntöchter bei der Neuzertifizierung der vielen Motor-Getriebekombinationen nach dem neuen EU-Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP nicht nachkommen.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um knapp 16 Prozent auf 38 Millionen Euro. Der freie Barmittelzufluss war mit 141 Millionen Euro negativ, nach minus 35 Millionen vor einem Jahr. Auch hier stutzte Leoni die Prognose zurecht: Statt eines ausgeglichenen Free Cashflows vor Dividendenzahlungen werden wohl zum Jahresende 150 Millionen Euro weniger in der Kasse sein. Die Kennzahl ist bei dem Unternehmen für viele Analysten wichtig, weil sie eine Aussage über die aktuelle Finanzkraft gibt.
Leoni-Interimschef und Finanzvorstand Karl Gadesmann hatte bereits zur Jahresmitte angedeutet, dass hohe Vorleistungen für neue Produktionskapazitäten im zweiten Halbjahr auf den Gewinn drücken würden. Vor allem von den kommenden beiden Jahren verspricht sich Leoni ein starkes Wachstum und investiert daher kräftig.
Auch beim Umsatz dürfte sich derweil im laufenden Jahr die schwierigere Lage auswirken. Konzernweit schätzt Leoni die Erlöse 2018 nun auf rund 5 Milliarden Euro statt wie bisher auf mindestens 5,1 Milliarden Euro. Im dritten Quartal blieb der Erlös nach vorläufigen Zahlen dank eines hohen Kupferpreises mit 1,2 Milliarden Euro stabil. Den detaillierten Zwischenbericht legt Leoni am 14. November vor.