Exklusiv-Interview, Magna, Apfalter, Europachef
Günther Apfalter: „Ein gutes Gefühl, ein volles Haus zu haben.“ (Bild: Thomas Schuller/Magna)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was ist denn der große Nachfragetreiber, der Sie zu den massiven Investitionen in die Kontraktfertigung treibt?
Wesentliches Argument für Magna ist, dass wir die Gesamtfahrzeugkompetenz inklusive Engineering im Haus haben. Die gute Qualität, die wir hier abliefern, spricht sich in der Branche herum. Das in Kombination mit dem Umstand, dass die OEMs massiv in alternative Antriebe investieren müssen, gibt unserem Geschäftsmodell zusätzlichen Auftrieb. Wir glauben, dass das Geschäftsmodell der Kontraktfertigung Zukunft hat – wie es ja in anderen Industriezweigen, beispielsweise bei Consumer Electronics Gang und Gäbe ist.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dabei hatten etliche Experten angesichts der Einführung modularer Plattformen, über die ein breites Spektrum an unterschiedlichen Modellen abgedeckt werden kann, den Kontraktfertigern eine düstere Zukunft prophezeit. Tatsächlich scheint es nun so zu sein, dass die großen Volumina bei den OEMs abgedeckt werden und man eher verstärkt Nischenmodelle nach außen gibt…
Das Wesentliche ist, dass man mit einem Kunden eine langjährige Partnerschaft hat, wo man mit seiner Fertigungskapazität im Netzwerk des OEM ein planbarer Partner ist. Die Betonung liegt auf “planbar“. Das kann ein Volumenmodell betreffen, wie die Split-Fertigung des BMW 5ers aber auch die Nischenfertigung kleinerer Modelle, die für einen gewissen Zeitraum keinen Platz im Werk eines OEM haben.

Vita Günter Apfalter, Magna

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welchen Einfluss hat der Mobilitätswandel auf Ihr Geschäftsmodell?
Einen schon heutzutage durchaus spürbaren. Betrachten Sie nur einmal zum Beispiel den Bereich alternative Antriebe. Die OEMs sind zu massiven Investitionen in diesem Bereich wie auch in die Digitalisierung und das autonome Fahren gezwungen. Dadurch fließt Geld, das man vielleicht in die eigenen Fertigungsanlagen gesteckt hätte, eher in die neuen Technologien. Das macht uns als Kontraktfertiger natürlich noch interessanter. Hinzu kommt unsere Kompetenz gerade in diesen neuen Technologien.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das beinhaltet dann aber auch, dass OEMs neue Technologien, Stichwort Elektromobilität, an externe Fertiger verlagern, von denen man noch nicht so genau weiß, ob und wann sich diese durchsetzen. Läuft es nicht, ist der Kontraktfertiger schnell wieder draußen. Ist das für sie eher Chance oder Risiko?
Ich würde sagen: Es ist Alltag. Letztlich war das doch auch in der Vergangenheit so. Am Ende ist auch den Herstellern das Hemd näher als der Rock. Wir glauben trotzdem, dass dieses Geschäftsmodell ein wachsendes ist. Wichtig ist für uns, möglichst viele unterschiedliche Kunden in ein Werk zu bekommen. Dadurch streut und minimiert man das Risiko.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Durch den Mobilitätswandel wird sich die Autoindustrie fundamental wandeln. Magna hat hohe Kompetenz bei der Entwicklung von Gesamtfahrzeugen – das wäre doch der passende Moment, selbst  zum OEM zu werden?
Das kann ich zu 100 Prozent ausschließen. Bei Magna gibt es keinerlei Ambitionen, das Unternehmen zum OEM zu entwickeln.

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