Im Gespräch Dr. Sajjad Khan (links), Vice President Digital Vehicle & Mobility Daimler AG, und Dr. Klaus Zehender, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Einkauf und Lieferantenqualität, in der neuen A-Klasse.

Im Gespräch Dr. Sajjad Khan (links), Vice President Digital Vehicle & Mobility Daimler AG, und Dr. Klaus Zehender, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Einkauf und Lieferantenqualität, in der neuen A-Klasse. (Bild: Daimler)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Dr. Zehender, Herr Dr. Khan, der Supplier Special Award ging in diesem Jahr für Entwicklung und Integration des Multimediasystems MBUX an Harman. Was macht die Leistung denn so special?
Zehender: Die Herausforderung war groß, als wir vor drei Jahren einen Partner für unsere neue Telematik-Plattform gesucht hatten. Uns war klar: Wir müssen bei der Auswahl des Lieferanten ganz neue Parameter setzen. Für dieses hochinnovative Projekt waren ganz neue Schlüsselkompetenzen gefragt: Softwarekompetenz, Innovationsfähigkeit, agiles Arbeiten und die Verantwortung des Lieferanten als Systemintegrator. Diese Leistungsmerkmale hat Harman während der gesamten Entwicklungsphase unter Beweis gestellt. Dies macht es aus Sicht von Einkauf und Lieferantenqualität so „special“.

Khan: Zunächst einmal ist natürlich das Ergebnis unserer Zusammenarbeit „special“: Die Mercedes-Benz User Experience, kurz MBUX, ist das derzeit modernste Infotainmentsystem am Markt, ausgestattet mit „State-of-the-Art“ Hardware und zukunftsweisenden Funktionalitäten wie zum Beispiel „Natural Language Understanding“ und „Artificial Intelligence“. Innovative Technologien lassen sich nur mit einem herausragenden Entwicklungsteam realisieren und ins Fahrzeug bringen. Der Lieferant ist Teil dieses Teams. Aber auch das Zustandekommen dieser Entwicklungsleistung ist herauszustellen. Harman hat es als zentraler Systemintegrator geschafft, die zahlreichen Entwicklungsleistungen in enger Zusammenarbeit mit unseren Experten und vielen weiteren Entwicklungspartnern zu einem Gesamtsystem zusammenzufügen. In einer immer komplexer werdenden Systemlandschaft ist dies ein zentraler Erfolgsfaktor.

Harman-CEO Dinesh Paliwal, hier bei der Entgegennahme des Daimler Supplier Special Award für Innovation.
Harman-CEO Dinesh Paliwal, hier bei der Entgegennahme des Daimler Supplier Special Award für Innovation. (Bild: Daimler)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Harman ist ja eher als Hardware-Zulieferer im Bereich Multimediasysteme bekannt. Bei MBUX geht es um hochkomplexe Aufgabenstellungen im Softwarebereich. Wie kamen Sie bei der Lieferantenauswahl auf das Unternehmen.
Zehender: Harman ist seit vielen Jahren ein geschätzter Partner von uns. Wir haben bereits bei einigen innovativen Projekten zusammengearbeitet, insbesondere in der jüngeren Vergangenheit bei Produkten mit einer komplexen Softwarestruktur. Ich denke da zum Beispiel an die aktuelle Telematikgeneration oder an unser Connectivity Modul. Aber klar, die Herausforderungen, gerade im Bereich Software, waren bei MBUX nochmals deutlich größer. Das war uns allen von Anfang an bewusst. Zur erfolgreichen partnerschaftlichen Zusammenarbeit in der Vergangenheit kam das sehr große Commitment des Managements zu diesem ambitionierten neuen Projekt. Diese Leistungsbereitschaft war letztendlich ausschlaggebend, uns für diesen Lieferanten zu entscheiden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Paliwal, mussten Sie bei Mercedes-Benz Überzeugungsarbeit leisten, dass Sie für diese Aufgabe der richtige Partner sind?
Paliwal: In der Anbahnungsphase stand ein sehr strukturierter Dialog im Vordergrund. Allen Beteiligten war klar, dass wir hier deutlich über das klassische Zusammenarbeitsmodell hinausgehen müssen. Die neue Form der Zusammenarbeit wurde sehr offen und weitreichend besprochen. Das schafft Klarheit mit Blick auf die gegenseitigen Erwartungen und vor allem gegenseitiges Vertrauen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Khan kann man mit Blick auf MBUX eigentlich noch von einem Lieferanten sprechen oder bewegen Sie sich hier auf der Ebene einer Entwicklungspartnerschaft?
Khan: Zwischen Harman und Daimler besteht nach wie vor ein klassisches Lieferantenverhältnis mit den dazugehörigen Aufgaben und Verantwortungen. Die Entstehung eines so innovativen und komplexen Systems wie unser Mercedes-Benz User Experience ist aber in der Tat undenkbar ohne eine sehr enge Kooperation und verzahnte Arbeitsweise. Daher haben wir den Lieferanten von Anfang an als Entwicklungspartner begriffen und das Projekt entsprechend gemeinschaftlich umgesetzt.

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