Die Krise traf hart. Doch die rasche Restrukturierung der Polytec Group, Lieferant von Produkten die auf Kunststoff und Naturfaserverbundwerkstoffen basieren, ist geschafft. Dass der Abschwung schnell gekontert werden konnte, ist der Sanierungsstrategie und dem Aufschwung zu verdanken. Das goutierte die Börse mit einem fulminanten Kursgewinn.
Doch der Reihe nach. Durch den fremdfinanzierten Kauf der Peguform Group war Polytec ins Schlingern geraten. Die Rechnung wurde jedoch ohne die Krise gemacht, denn die Bedienung der Kredite geriet in Gefahr. Im Mai 2009 verkündete das Management dann einen harten Sanierungsplan. Darin stand eine Reorganisation, die Abgabe der Peguform und die Restrukturierungsfinanzierung durch die Raiffeisenlandesbank. Die Absicherung garantierte Hauptanteilseigner Friedrich Huemer. "Hätte ich nicht hinter dem Sanierungskonzept gestanden, wäre die Gruppe garantiert heute zerschlagen."
Dass Polytec den Turnaround schaffte, war schon 2010 klar. Der Umsatz belief sich am Ende auf 770 Millionen Euro, ein Plus von 27 Prozent. Die Nettoverschuldung wurde um mehr als die Hälfte gesenkt. Das lag über den Planungen. Nun kann sich das Unternehmen der Zukunft zuwenden. "Dazu gehört, dass wir uns noch mehr auf unsere Stärken konzentrieren. Aber es kommt auch eine neue Herausforderung durch die massiven Preiserhöhungen im Rohstoffbereich dazu", so CEO Huemer. "Wir versuchen diese zwar so weit wie möglich durch geschickten Einkauf abzufedern, aber das Potenzial ist natürlich begrenzt. Dadurch ist es essenziell, wie die Verhandlungen bei Kunden laufen."
Zum Restart gehörten auch verstärkte Vertriebsaktivitäten, die neue Kunden bescherten. Das Who is Who der Industrie füllt die Orderbücher. Der Aufwärtstrend führt auch dazu, dass mindestens ein Standort ausgebaut wird. "Bislang war unser Hauptabsatzgebiet der Pkw-Sektor. Aber ich denke, dass sich das Verhältnis in den kommenden fünf bis sechs Jahren zugunsten der Lkw-Hersteller verändern wird."
Das Angebot im Automotive-Bereich ist in zwei Divisionen unterteilt: Automotive Systems und Car Styling, die wiederum in vier Kompetenzbereiche (Components, Interieur, Composites und Car Styling) eingeordnet sind.
Das Segment Components produziert vor allem Spritzgussteile für den Motorraum wie unter anderem Zylinderkopfhauben, Motorraumabdeckungen, Ausströmer und Säulenverkleidungen wie jene im Porsche Cayenne.
Im zweiten Fachbereich, Interior, werden unter anderem BWM, Mercedes und die Volkswagen-Gruppe mit Türverkleidungen, Dachhimmeln, Ladeböden und Kofferraumverkleidungen bedient.
Im dritten Bereich, Composites, stellt das Unternehmen faserverstärkte Kunststoffteile primär für den Nutzfahrzeugsektor her. MAN, Daimler und Scania beziehen zum Beispiel von dieser Division.
Das Segment Car Styling arbeitet unter anderem für Ford, Volvo und Aston Martin. "Der Bereich gestaltet, entwickelt und produziert gemeinsam mit der Automobilindustrie sowohl Serien- als auch Original-Zubehörteile aus Kunststoff und Metall für die Innen- und Außenausstattung von Pkws", umschreibt das Unternehmen den Leistungskatalog.
Größter Kunde 2010 war BMW (21,9 Prozent vom Umsatz), dichtgefolgt von Volkswagen mit 21,8 Prozent. Beim Thema Leichtbau ist Polytec gerüstet. "Wir sehen das positiv. Wir werden von unseren intensiven Neuentwicklungen im Composite-Bereich profitieren. Aber umgekehrt wird natürlich der Spritzgussbereich zurückgehen. Aber das kann mit Sicherheit mehr als kompensiert werden." Dass das Unternehmen den Aufschwung begleiten kann, zeigt die Zwischenbilanz 2011: So konnte der Umsatz im ersten Quartal auf 200,8 Millionen (21, 9 Prozent) gesteigert werden.