AUTOMOBIL PRODUKTION: Welches Porsche-Werk wird die erste Zero Impact Factory?
Daran arbeiten wir gerade. Welche Produktion der Vorreiter wird, ist noch offen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was ist die Strategie von Porsche zum Thema modulare Produktion oder autonome Produktion?
Wir bleiben bei einer Linienkonzeption und damit bei einem stringenten Fluss, um unsere Fahrzeuge herzustellen. Abweichungen von diesem Prinzip kann ich mir bei Individualisierungen vorstellen. Beim Mission E haben wir uns für eine sogenannte Flexi-Line entschieden: Das heißt, dass wir die Linie nicht mehr in einer mechanischen, starren Linie abbilden, sondern wir setzen fahrerlose Transportsysteme (FTS) ein, auf denen die Karosserie in einer festgelegten Reihenfolge diverse Stationen abfahren. Denn wenn die Karossen nur permanent hin und her und von Station zu Station fahren, wird der Weg in Summe nur länger. Clever organisiert und entlang einer virtuellen Linie lässt sich das Material hingegen häppchengerecht und hocheffizient zusteuern.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie schaffen quasi das Fließband ab, indem die Dinger selbst fahren?
… und obendrein flexibel sind. Wir könnten die Taktlängen verändern. Oder bei sensiblen Tätigkeiten die FTS anhalten und danach schneller an die darauffolgende Station fahren lassen, um im Takt zu bleiben. Mit der Flexi-Line sind wir maximal variabel, das entspricht unserer Philosophie.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wird die Automobilproduktion damit billiger und/oder schneller?
Zunächst einmal müssen wir keine Gruben betonieren und brauchen lediglich eine ebene Fläche. Somit sind die Zwischenebenen der Gebäude auch nicht mehr so dick. Auf der anderen Seite mussten wir Überzeugungsarbeit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leisten. Auf einer Schubplatte können sie mitfahren, beim FTS müssen sie mitlaufen. In einem Testbetrieb haben wir alle Vor- und Nachteile gegenübergestellt und letztlich von unserer Arbeitnehmerseite ein klares Commitment für die hoch moderne Flexi-Line erhalten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viel sparen Sie also gegenüber der Fließband-Fertigung?
Die Investitionseinsparungen gegenüber einem herkömmlichen Schubplattenband betragen zirka drei Millionen Euro. Prozentual gesehen entspricht das rund 40 Prozent. Die zugrundeliegende Idee geht aber weit über die reine Zahl hinaus. Eine derart geplante Montagelinie bietet wesentlich mehr Möglichkeiten in Bezug auf das Thema Anpassung und Flexibilität.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sind Sie ein Fan oder Kritiker der Automatisierung?
Ich bin ein Fan von Effizienz. Es ist keinem geholfen, wenn wir bei den Werkern Geld einsparen und dieses anschließend im Instandhaltungsbereich für Programmierer ausgeben. Etwas muss in Summe effizienter sein. Show-Anlagen gibt es viele, zum Beispiel der automatisierte Heckklappeneinbau. Die Technik ist aber heute noch nicht so weit, dass sie so feinfühlig ist wie der Mensch. Daher gilt auch in Zukunft: Dass bei Porsche der Mensch im Mittelpunkt steht.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Reizt es Sie nicht, noch eine Produktion in den USA oder in China aufzuziehen?
Es gibt viele Themen, die mich persönlich noch reizen. Ich will jetzt aber keine Spekulationen aufheizen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Noch nicht…
Ein Ohr ist immer am Puls der Zeit. Wir beobachten international, wie sich die Märkte und gesetzliche Rahmenbedingungen verändern. Eine Fertigung in den USA und China ist für Porsche derzeit aber kein Thema.

Lebenslauf vonh Albrecht Reimold, Porsche Produktionsvorstand.
(Bild: Porsche)

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