"Preh bleibt Preh", betont der Chef der Bad Neustädter GmbH, Dr. Michael Roesnick, derzeit immer wieder gerne, wenn er auf den Einstieg seines neuen chinesischen Hauptinvestors angesprochen wird. Und er ergänzt: "Wir wollen gemeinsam mit Joyson für den langfristigen Unternehmenserfolg ein Höchstmaß an Kontinuität für unsere Kunden und Mitarbeiter erreichen."
Roesnick wäre aber schlecht beraten, hätte er nicht auch die Zukunft und die Zahlen des Bediensysteme-Spezialisten fest im Visier. Waren er und sein Team doch bereits in der Vergangenheit sehr erfolgreich: Allein von 2003 bis 2010 hat sich der Automotive-Umsatz der Unterfranken von 169 auf 343 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Und selbst die vergangene Krise konnte Preh nicht vom Wachstumskurs abbringen. Durchschnittlich zeigt die Leistungskurve des Unternehmens, das neben Klima- und Fahrerbediensystemen auch Sensoren, Steuergeräte sowie Montageanlagen entwickelt und herstellt, in den vergangenen sieben Jahren ein Plus von 10,6 Prozent jährlich. Dazu hat klar auch die Expansion im nordamerikanischen Markt beigetragen.
Doch Roesnick schaut eher in die Zukunft: "Zusammen mit unserem neuen Mehrheitsgesellschafter werden wir den Wachstumstrend nicht nur fortsetzen, sondern weiter beschleunigen." Mit den erwarteten über 400 Millionen Euro Automotive-Umsatz für das laufende Geschäftsjahr 2011 und einem Ertrag über Vorjahresniveau legt er die Messlatte wieder deutlich höher. Und zielt einmal mehr auf Expansion, diesmal in China, wo der Trend zu Luxus und Premium auch ordentlich Platz für Preh-Produkte bietet. Denn nach dem rechtswirksamen Zusammenschluss mit dem privaten chinesischen Anbieter von Autoelektronik Ende Juni wird Preh der Zugang zu dessen Heimatmarkt sicher viel leichter fallen. Gestützt vom Preh-Know-how sind auch die hohen Ziele, nämlich schnell zu einem der führenden Anbieter in China zu werden und innerhalb von fünf Jahren einen zweistelligen Prozentanteil im China-Umsatz zu realisieren, nicht unerreichbar. Die gesamte Gruppe kommt heute bereits auf einen Asien-Anteil von 30 Prozent. Umgekehrt soll Preh Joyson Automotive den Markteintritt in Europa und den USA erleichtern. Beide bleiben aber eigenständig unter dem Dach der Holding.
Kapazitätsaufbau vorerst beendet
Ein Erfolgsfaktor sieht der Preh-Chef in der hohen Fertigungstiefe von 80, in einzelnen Bereichen sogar von über 90 Prozent, welche die Bad Neustädter realisieren. Für die Zukunft ist Roesnick auch generell optimistisch: "Die Finanz- und Schuldenkrise hat sich bisher nicht in unseren Büchern niedergeschlagen. Die Fahrzeuge unserer Kunden und damit auch unsere Produkte sind weiter stark gefragt. Die Realwirtschaft zeigt weiter ein robustes Wachstum."
Deshalb wird von Preh-Seite eifrig investiert: Rund 30 Millionen stehen aktuell zur Verfügung. Die fließen etwa in die Erweiterung des Produktentstehungsprozesses am Hauptsitz in Unterfranken. Aber auch Nordamerika ist nicht aus dem Fokus gerückt: Im Sommer 2011 ist bereits das zweite Werk im mexikanischen Monterrey gestartet. Im ersten Quartal 2011 stieg der Umsatz im Nafta-Raum wieder um 60 Prozent. In nur fünf Jahren ist Preh in den USA bereits zum zweitgrößten Anbieter von Klimabediensystemen aufgestiegen. Zudem wurde ein China-Standort in Ningbo aufgebaut. Weitere Gründungen neben den nun sechs Produktionsstandorten "sind derzeit nicht geplant", so Roesnick. Die neuen Werke gilt es nun zunächst in den Verbund zu integrieren.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Dazu gehört etwa der kontinuierliche Aufbau von Ingenieurs-Kapazitäten, um das angestrebte Wachstum weiter absichern zu können. Produktseitig soll zudem ein Teil der mittlerweile über 2 650 Preh-Mitarbeiter die Kompetenzen für das Wachstum mit Steuergeräten beim Batteriemanagement von Hybrid- und E-Autos ausbauen – ein Auftrag eines deutschen Premiumhersteller liegt bereits vor.