VDA, Bernd Gottschalk
Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL PRODUKTION die Lage führender Zulieferer: Professor Dr. Bernd Gottschalk, Geschäftsführer AutoValue und ehemals VDA-Präsident. (Bild: VDA)

Unternehmen wie Semcon liegen voll im Trend. Je breiter das Produktangebot der Kunden, um jede Nische zu besetzen, je aufwendiger Forschung und Entwicklung, je komplexer das Entwicklungsgeschäft und je komplizierter Elektrik/Elektronik (und embedded Systems) sind, desto größer sind die Wachstumschancen für Unternehmen mit Gesamtfahrzeugkompetenz. Semcon hat sie. Drei Dinge können Unternehmen dieses Kalibers gefährlich werden: Budgetkürzungen der Kunden in Zeiten konjunktureller Flaute, reduzierte Programmvielfalt im Fahrzeugmarkt oder eigene Fehler. Ersteres zeigt sich bei Semcon derzeit nicht, das organische Wachstum ist bisher erfreulich hoch. Eine reduzierte Modellvielfalt gibt es schon gar nicht, im Gegenteil. Zudem erweitert Semcon das Kundenprofil ständig, kann alles anbieten, von Konzeptstudien über Konstruktion, Simulation oder Testing bis zum Prototypenbau oder kompletten Produktionsanlagen. Bleibt das Risiko eigener Fehler. Bisher jedenfalls muss sich Semcon mit seiner Performance nicht verstecken. Am ehesten liest man das an der gestiegenen operativen Marge ab, die allerdings in den Bereichen "Informatic", "Design und Entwicklung" und "R&D", dem größten Geschäftsbereich, gleichmäßig höher liegen könnte. Das Potenzial dazu ist im Haus. Die Weichen sind auch in anderer Hinsicht gut gestellt: In der globalen Aufstellung kommt Semcon gut voran, wenn auch im R&D-Bereich fast 60 Prozent des Umsatzes aus Deutschland kommt. Das spricht nur dafür, dass Semcon bei BMW, VW, Audi oder Daimler an der Produktentwicklung gut beteiligt ist. Die geplante Partnerschaft mit Qoros bei Informatic zeigt, dass man auch chinesische Kunden im Blick hat.

Gezielte Akquisitionen runden das Bild ab, wie der Erwerb der Comet-Gruppe in Deutschland auf dem Sektor Produktinformationen zeigt, obwohl der Schwerpunkt des Wachstums eindeutig organisch ist. Gesunde Bilanzrelationen, eine mit über 3 000 Mitarbeitern optimale Betriebsgröße, Kerngeschäftsfelder, die exakt die Bedürfnisse der Kunden abdecken, ob Pkw, Nfz oder non-automotive, zeigen, warum die Marktbewertung von Semcon so kräftig gestiegen ist. Die schwedischen Eigner wird es erfreuen. Sie wissen, was sie an Semcon haben. Und die Kunden auch.

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