Tesla_Musk_Model3

Traditionelle Autobauer würden ans Kreuz genaglet, Musk (hier bei der Präsentation des Model 3) kann Witze über seine Verfehlungen machen und der Börsenkurs steigt. Bild/Screenshot: Tesla Motors

Wie schon in den ersten Monaten des Jahres zählt Tesla zu den Topgewinnern am US-Automarkt. Nach Schätzungen von Autodata Corp – der E-Autobauer legt weiterhin keine monatlichen Verkaufszahlen vor – stieg der Tesla-Absatz im März um über 105 Prozent auf 2.775 Einheiten im Jahr. Das erste Quartal hat der Hersteller mit einem Plus von knapp 113 Prozent auf 7.550 Einheiten abgeschlossen, so die Marktexperten. Einen wie großen Anteil das Model X am Aufschwang hat, ist vollkommen unklar – und vermutlich ist auch vollkommen gleichgültig. Wesentlich bedeutender für Firmenchef Elon Musk: die Präsentation des Model 3 hat gezündet und die Hype um den Elektroautobauer unter Starkstorm versetzt. Hatte es in den vergangenen Monaten zunehmend kritische Kommentare zum Geschäftsmodell Musks gegeben,  überschlagen sich die US-Medien inzwischen mit Betrachtungen über das Tesla-Wunder. Anlass sind die inzwischen angeblich knapp 280.000 Vorbestellungen auf das Model 3. Mit dem rund 35.000 US-Dollar teuren Kompaktmodell will der E-Autopionier den Durchbruch im Massengeschäft schaffen.

Einig sind sich die Branchenanalysten in den USA, dass Tesla nach ganz eigenen Regeln spielt und mit dem inzwischen erreichten Status nur noch wenig gemein hat mit traditionellen Autobauern, in der Wahrnehmung dagegen am ehesten mit Apple zu vergleichen sei.  Am stärksten ablesbar sei dies an der Liste von Tesla-Verfehlungen. Jeder andere Autobauer, zitiert Detroit News den Experten Matt deLorenzo von Kelley Blue Books KBB,  würde bei dem Maß an Terminverfehlungen wie bei Launch des Model X und des Model 3, Missachtung von Handelspraktiken und angesichts von hohen Verlusten an der Börse „ans Kreuz genagelt“. Musk bekomme dafür Applaus und könne es sich auch noch leisten, darüber Späßchen zu machen.

Gerne gezogen wird auf der Produktseite der Vergleich zwischen dem Model 3 und dem Chevrolet Bolt. Hinsichtlich des Preises und den technischen Rahmendaten sind die Fahrzeuge absolut vergleichbar, mit dem klaren Vorteil für den mindestens ein Jahr früher an den Markt kommenden GM-Stromer. Dass inzwischen 280.000 Interessenten für ein Auto, das wohl erst 2018 real in den Verkauf kommen wird, 1.000 Dollar bei Tesla einzahlen, wo sie doch in drei Monaten schon einen Bolt kaufen könnten, müsste in den Chefetagen tradtioneller Autobauer Kopfzerbrechen auslösen, meint Jessica Caldwell, Senior Analyst bei edmunds.com. Stephanie Brinley von IHS Automotive sieht die Wettbewerber für den Bolt bei anderen Massenmobilisten wie Nissan, Hyundai und Toyota, Tesla dagegen bei den Premium- und Luxusherstellern.

Gleichwohl verweisen Analysten auf die weiterhin hohen Risiken bei der E-Automarke. IHS Automotive hält die von Musk herausgegebene Absatzprogonse von 500.000 Einheiten im Jahr 2020 für maßlos übertrieben und sieht Tesla dann bei etwa 160.000 Einheiten.

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