Thyssenkrupp Vorstandschef Guido Kerkhoff

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff will mit einer neuen Organisationsstruktur den Konzern schlanker und schlagkräftiger machen. (Bild: Thyssenkrupp)

Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) sank um gut 100 auf 226 Millionen Euro, wie aus dem aktuellen Zwischenbericht hervorgeht. Unter dem Strich stand sogar ein Fehlbetrag, der mit 94 Millionen Euro allerdings um 38 Millionen geringer ausfiel als vor Jahresfrist. Getragen wurde das operative Ergebnis quasi vollständig von der Aufzugssparte, die der Konzern bekanntlich an die Börse bringen will. Ohne die Sparte Elevator Technology, die ein bereinigtes EBIT von 239 Millionen Euro verbuchte, wäre Thyssenkrupp schon auf operativer Ebene in die Verlustzone gerutscht.

Gewinne lieferten zwar noch das Geschäft mit Autokomponenten und der Werkstoffhandel, in beiden Fällen jedoch erheblich weniger als vor Jahresfrist. Im Anlagengeschäft gelang es immerhin, den Verlust zu halbieren, das Kerngeschäft Stahl und der Marineschiffbau verzeichneten jeweils ausgeglichene Ergebnisse.

"Mit der Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten können wir insgesamt nicht zufrieden sein", sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff. Zwar sei die Umsatzentwicklung in den Industriegütergeschäften trotz Gegenwind positiv gewesen, trotzdem habe man die Folgen der schwachen Autokonjunktur und den Anstieg der Erzpreise damit nicht ausgleichen können.

Kerkhoff unterzieht den kriselnden Konzern derzeit einem kompletten Umbau. Alle Konzernbereiche werden restrukturiert, insgesamt 6.000 Stellen sollen abgebaut werden, davon 2.000 im Stahlbereich. Kern der neuen Strategie ist ein Teilbörsengang der Aufzugssparte Elevator Technology, mit dessen Erlösen Thyssenkrupp seine Kapitalbasis so verbessern will.

 

Neben der Aufzugssparte könnten bei Thyssenkrupp auch drei kleinere Geschäftsbereiche mit gut 1,2 Milliarden Euro Jahresumsatz unter den Hammer kommen. Das ist das Ergebnis einer ersten Überprüfung des Konzernportfolios, die der Stahl- und Industriekonzern im Mai bei Vorstellung seiner neuen Strategie angekündigt hatte.

Feder und Stabilisatoren für Autos, der Anlagenbau für die Autoindustrie und Grobbleche, die in der Bauindustrie oder im Schiffbau zum Einsatz kommen, sind aus Sicht des Vorstandes "trotz intensiver Anstrengungen derzeit nicht wettbewerbsfähig" und sollen nun von Sanierungsexperten daraufhin geprüft werden, ob eine Restrukturierung möglich ist.

Vorstandschef Guido Kerkhoff schließt auch einen Verkauf nicht aus: "Dass Geschäfte ohne klare Perspektive dauerhaft Geld verbrennen und damit Wert vernichten, den andere Bereiche erwirtschaftet haben, wird es jedenfalls in Zukunft nicht mehr geben." Die Bereiche stünden für 4 Prozent des Konzernumsatzes, aber für ein Viertel der Mittelabflüsse im laufenden Jahr.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Dow Jones Newswires