Thyssenkrupp ist wieder auf Partnersuche für seinen Stahlbereich. "Gespräche finden mit Kenntnis des Aufsichtsrats bereits statt", teilte das Unternehmen am Montag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Durch die Corona-Krise nehme die Notwendigkeit einer Konsolidierung der Stahlindustrie weiter zu, da sich die bestehenden Überkapazitäten in Europa strukturell ausweiten würden. Geprüft werde sowohl ein Verbleib als eigenständiges Geschäft von Thyssenkrupp als auch ein mögliches Zusammengehen mit einem Wettbewerber.
Medienberichten zufolge hält Thyssenkrupp auch eine Fusion seines Stahlgeschäfts mit dem Konkurrenten Salzgitter für möglich. "An einer deutschen Lösung haben natürlich viele ein Interesse. Da haben wir einen großen Gestaltungsspielraum", sagte Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz der Süddeutsche Zeitung. Der Managerin zufolge kennen sie und Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann sich schon lange. "Wir vertrauen uns, das ist eine gute Grundlage für Gespräche", sagte die Managerin.
Zugleich soll der kriselnde Stahl- und Industriekonzern im Zuge seiner Neuausrichtung erheblich schrumpfen. Unter anderem für den Anlagenbau, sein Edelstahlwerk im italienischen Terni sowie den Unternehmensbereich Federn und Stabilisatoren, strebt der Konzern Partnerschaften oder einen Verkauf an. Betroffen seien Geschäfte mit derzeit gut 20.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von etwa sechs Milliarden Euro.
"Thyssenkrupp wird kleiner, aber stärker aus dem Umbau hervorgehen", betonte die Vorstandsvorsitzende Martina Merz. Mit dieser Neubewertung der einzelnen Geschäftsfelder "haben wir schwierige und längst überfällige Entscheidungen getroffen, die wir jetzt konsequent umsetzen". Das Automobilzuliefergeschäft will Thyssenkrupp innerhalb der Gruppe weiterführen, ist aber auch zu Allianzen bereit. Auch den Werkstoffhandel und das Segment bei Industriekomponenten will der Konzern aus eigener Kraft weiterentwickeln.