Sven Gabor Janszky, 2b Ahead Thinktank

"Die Art, wie wir heute Auto fahren, ist ein bisschen antiquiert. Die Autohersteller sind stehen geblieben", sagt Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky im Interview mit AUTOMOBIL PRODUKTION. (Bild: R. Walczyna/2b Ahead Thinktank)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Janszky, ich erwische Sie gerade auf einer Vier-Stunden-Fahrt. Wo sind Sie denn?
Mecklenburg-Vorpommern. Nicht gerade spannend, aber gut für ein Telefoninterview.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie glücklich wären Sie in dem Moment über ein vollautonomes Auto?
Ach, das wäre jetzt großartig. Wobei ich betonen möchte, dass es in meinem Verständnis eines autonomen Fahrzeugs nicht darum geht, dem Auto in einzelnen Situationen das Fahren zu überlassen, sondern mich komplett in die Situation des Passagiers zu begeben. Die zentrale Frage aus meiner Sicht lautet: Was mache ich mit dieser Zeit, in der ich in diesem Gefährt sitze? Wie kann ich diese nutzen und wie muss ein solches Autos designt sein, damit ich das, was ich tun möchte, auch erledigen kann.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was würden Sie konkret jetzt machen?
Heute würde ich definitiv die nächsten drei Stunden arbeiten, ein Konzept schreiben und die Vielzahl an Mails erledigen. Ich würde mich sehr entspannt hinsetzen, einen Kaffee trinken und dann würde ich wahrscheinlich die letzten zwei, oder eineinhalb Stunden meiner jetzigen Fahrt nutzen, um mich hinzulegen und zu schlafen. Die letzte Nacht war sehr kurz.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das ist eine fast idealistische Sicht auf die Möglichkeiten autonomen Fahrens. Es ist doch aber heute schon so, dass die Menschen über allseitige Erreichbarkeit klagen. Ist es nicht auch kritisch zu sehen, wenn man diese auch noch auf die Zeit im Auto verdichtet?
Aus meiner Sicht nicht. Natürlich gibt es den Trend, noch besser und ständig erreichbar sein zu können. Und ja, das Auto ist – wenn man so möchte - ein „Schutzraum“. Das aber doch, weil das Auto durch seine Rückständigkeit bislang nicht in den Trend zur Digitalisierung eingebunden ist. Nun gilt es, das Auto zum Teil der digitalen Welt werden zu lassen. Es ist illusorisch zu glauben, man könne das Auto behalten wie es ist und anachronistisch nebenher laufen lassen. Das Problem der ständigen Erreichbarkeit und durch diese überfordert zu sein, kann man nicht lösen, indem man Technologien zurück drängt oder Felder wie das Auto ausklammert. Die Lösung liegt darin, kompetent mit Technologie umzugehen. Und das ist manchmal überraschend einfach. Die meistgenutzte Funktion bei meinem Smartphone ist die Lautlos-Taste. Schon habe ich die Kontrolle, wer mich wann erreicht.

Sven Gabor Janszky: Der „Rulebreaker“
Sven Gabor Janszky gilt als innovativster Trendforscher in Deutschland und sieht sich als „Rulebreaker“. Der 41-Jährige ist CEO des nach eigenen Angaben größten Zukunftsforschungsinstituts in Deutschland, Österreich und der Schweiz, des „2b Ahead ThinkTank“ mit Sitz in Leipzig. Als Berater coacht Janszky Vorstände und Unternehmer in Strategieprozessen, führt Innovationsprozesse zu Produktentwicklung und Geschäftsmodellen der Zukunft und ist gefragter Gesprächpartner, wo immer es um Zukunftsszenarien in der Wirtschaft geht. Strategischen Weitblick bewies Janszky bereits als Jugendlicher: 1988 war er in der DDR Vize-Jugend-Mannschaftsmeister im Schach .

Sie möchten gerne weiterlesen?