Im vergangenen Jahr sind in den größten Automobilmärkten erstmals mehr als 1 Millionen reine Elektro-Fahrzeuge verkauft worden. Das zeigt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC auf Basis von Zulassungszahlen in den großen globalen Automärkten. Konkret wurden in China, den USA und den fünf führenden europäischen Ländern (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien) zusammen rund 1,1 Millionen ‚Vollelektriker’ neu zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Zunahme von rund 70 %.
"Die Millionen-Marke kennzeichnet einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Elektromobilität. Auch wenn der Marktanteil hierzulande noch minimal ist, der internationale Trend wirkt sich schon jetzt positiv auf die Akzeptanz der Elektro-Autos als Alternative aus. Das könnte in Zukunft Hersteller motivieren, mehr Produktauswahl zur Verfügung zu stellen und Interessen der Energie-, Umwelt- und Verkehrspolitik auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen" sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC.
Hybrid-Fahrzeuge und ‚Plug-ins’ eingerechnet, wurden 2018 in den USA, China und den europäischen Top-5-Märkten 2,6 Millionen elektrisch oder teilelektrisch angetriebene Autos neu zugelassen - was verglichen mit ca. 96 Millionen Fahrzeugen weltweit schon einen Marktanteil von 2,8 % ergibt. Auffällig ist außerdem in der Gesamtbetrachtung aller sechs Märkte: Bei den Mild- und Voll-Hybriden (ein Plus von 20,0 % auf 1,0 Millionen Fahrzeuge) war das Wachstum merklich schwächer als bei den "Plug-ins" (ein Plus von 64 % auf rund 538.000 Fahrzeuge) und den reinen batterieelektrischen Fahrzeugen. Die Folge: Bezogen auf alle E-Autos in den sechs analysierten Automobilmärkten stieg der Marktanteil der reinen Elektroautos von 36,8 % auf 42,9% womit der Vollstromer erstmals auch am Hybrid vorbeizog.
"Der reine Batterieantrieb ist die Antriebsform der Zukunft"
"Diese Entwicklung ist aus unserer Sicht einschneidend. Denn nachdem jahrelang debattiert wurde, welcher alternativen Antriebsform die Zukunft gehört, zeigt unsere Analyse nun ganz klar, dass der Vollelektriker auf dem Weg ist, sich als weltweit dominante alternative Antriebstechnologie zu etablieren", sagt Christoph Stürmer, Lead-Analyst von PwC Autofacts. "Wenn sich der Trend aus 2018 in den führenden Märkten fortsetzt, dann wird schon in diesem, spätestens aber im kommenden Jahr jedes zweite neu zugelassene Elektroauto ein reiner 'Stromer' sein."
Markant sind weiterhin die Unterschiede zwischen den großen Märkten. Während in China im vergangenen Jahr auf 1.000 Neuzulassungen bereits 34 "Vollelektriker" kamen, waren es in den großen europäischen Ländern gerade einmal 8 - und rein auf Deutschland bezogen übrigens 11. Dazu passt, dass es sich in China schon jetzt bei zwei Dritteln aller verkauften E-Autos um reine ‚Stromer’ handelt, während in Europa mit einem Anteil von fast 70 % noch immer die Hybride dominieren.
Völlig anders entwickelt sich derweil der US-Markt, wo komplett elektrisch betriebene Autos mittlerweile "als Statussymbol sowie als Statement gegen den SUV-Boom" gelten, so PwC-Experte Stürmer. Konsequenz: In den USA wurden im vergangenen Jahr schon fast 225.000 reine Batterie-Fahrzeuge neu zugelassen, gemessen an den 2017er-Zahlen ein überaus hoher Zuwachs von 115 %.
E-Autos boomen dort, wo Verkehrs- und Energiepolitik denselben Zielen folgen
Natürlich spielen hierbei auch Sondereffekte eine Rolle: Der Schub in den USA beruhte nicht zuletzt auf dem Produktionsanlauf des Tesla Model 3 - dessen Verkauf in den großen europäischen Ländern erst in diesem Jahr startet. Viel entscheidender sei aber, dass sich die Vollelektriker absehbar auch hierzulande durchsetzen, so Felix Kuhnert: "Auf Basis der neuen CO2-Flottengrenzwerte für 2025 und 2030 sind die Hersteller zu Produktoffensiven gezwungen. Alleine in 2019 und 2020 erwarten wir in Deutschland etwa 30 Neueinführungen von batterie-elektrischen Modellen, wie zum Beispiel den I-PACE von Jaguar, den Taycan von Porsche oder den Tesla Model 3."
Zudem kommt die Analyse zu dem Ergebnis, dass der E-Auto-Absatz vor allem dort boomt, wo Verkehrs-, Umwelt- und Energiepolitik denselben Zielen folgen. Das gilt nicht nur für China, wo die gesamte Energieversorgung seit Jahren immer stärker elektrifiziert wird. Sondern zum Beispiel auch für Norwegen, wo Strom bereits jetzt den größten Anteil am Energiemix ausmacht - und es ineffizient wäre, nur für das Auto dauerhaft ein paralleles Versorgungssystem aufrechtzuerhalten. Kuhnerts Fazit: "Auch hierzulande gehen wir in die richtige Richtung, die energiepolitischen Implikationen der angestrebten Verkehrswende stärker in den Fokus zu nehmen."