VW Werk Chattanooga

Die US-Gewerkschaft UAW könnte im VW-Werk Chattanooga bald mehr Einfluss erlangen. (Bild: Volkswagen)

Damit geht VW auch gegen eine Entscheidung der US-Arbeitsbehörde National Labor Relations Board (NLRB) vor, die das Votum eines kleinen Teils der Arbeitnehmerschaft - hochspezialisierten Wartungskräften für Maschinen und Industrieroboter - für eine eigene Vertretung durch die UAW als rechtens erklärte. Vor zwei Jahren hatte die Belegschaft als Ganzes eine Vertretung ihrer Interessen durch die UAW abgelehnt.

Im Streit mit der UAW droht VW eine weitere Front in den USA, wo der Autobauer bereits mit dem Abgasskandal zu kämpfen hat. Die Wolfsburger können einen Erfolg in den USA dringend gebrauchen. Noch in diesem Jahr sollen im Werk Chattanooga (Tennessee) die ersten SUVs vom Band laufen.

Längere Arbeitskämpfe könnten jedoch den Marktstart des neuen SUVs entscheidend behindern. Andererseits könnten die Wolfsburger die konservativen Abgeordnete in Tennessee vergrätzen, wenn sie ihre Hand in Richtung UAW ausstreckten. Denn die wollen finanzielle Anreize für Chattanooga eindampfen, sofern der Konzern die Gewerkschaft als offizielle Arbeitnehmervertretung anerkennt.

Noch in diesem Monat werden sich der VW-Personalvorstand Karl-Heinz Blessing und der UAW-Vertreter Gary Casteel zusammensetzen. Ursprünglich, um einen Streit um die Gewerkschaftsvertretung der hochqualifizierten Wartungsarbeiter zu schlichten, wie beide Seiten erklärten. Die Wolfsburger wollen diese Arbeitnehmergruppe nicht als separaten Verhandlungspartner anerkennen, da sie sich darum sorgen, dass die UAW die Belegschaft spalten könnte.

"Wir haben ein Gesprächsangebot gemacht", sagte Blessing in der vergangenen Woche zu Reportern. "Wir können eine Abstimmung der gesamten Belegschaft akzeptieren, aber eine Fragmentierung können wir nicht akzeptieren."

Die Gewerkschaftsführer wollen aber die Mitarbeiter nicht abermals zu den Wahlurnen rufen. Sie werfen der Konzernführung vor, dass sie die UAW im Jahr 2014 zur Abstimmung ermutigt habe, obwohl Manager bereits mit Vertretern des Bundesstaats Tennessee heimlich eine Übereinkunft erzielt hätten, die Gewerkschaft aus dem Werk rauszuhalten oder mehrere Millionen US-Dollar staatlicher Anreize zu verlieren. VW widerspricht energisch: Die Betriebsleitung habe sich während der Gewerkschaftskampagne strikte Neutralität auferlegt.

VW habe nach dem Urnengang 2014 zugesagt gehabt, die UAW als offizielle Gewerkschaft anzuerkennen, sofern sie beweisen könne, dass eine Mehrheit der Arbeiter in ihr organisiert sind, erinnert sich Casteel. Als Teil der Einigung habe die UAW damals rechtliche Schritte gegen den Ausgang der Abstimmung unterlassen.

Zwei Monate nach der Wahlniederlage traf sich die UAW dann mit Vertretern von VW und verglich die Namen auf UAW-Mitgliedsausweisen mit der Arbeitnehmerliste in Chattanooga. Daraus ergab sich, dass mindestens 55 Prozent der Angestellten Gewerkschaftsmitglieder waren. "Sie versprachen uns, künftig als offizielle Arbeitnehmervertretung zu gelten", erläutert Casteel. "Wir wollen vorwärts und nicht rückwärtsgehen. Wir wollen, dass sie sich an ihre Zusagen halten."

Die Wartungsspezialisten in Chattanooga stimmten im Dezember mit 71 Prozent Mehrheit dafür, künftig eigene Gehalts- und Bonusverhandlungen zu führen. Zugleich öffnet der Wahlausgang die Tür für eine größer angelegte Gewerkschaftsvertretung im gesamten Werk.

Die Arbeitsbehörde NLRB erkannte die Abstimmung an und wies die Forderung von Volkswagen zurück, die Entscheidung offiziell zu prüfen. Der Konzern ging daraufhin rechtlich dagegen vor.

Die UAW ist sich indes sicher, dass VW gegen US-Arbeitsrecht verstößt, indem sie die Wartungsarbeiter nicht als eigenständige Verhandlungspartner akzeptiert. "Das ist ihre Position und wir haben eine andere", hält ein VW-Sprecher dagegen.

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