
Fiat Chrysler soll in knapp 104.000 Fahrzeugen mit Drei-Liter-Dieselmotoren eine Software verbaut haben, die einen überhöhten Abgasausstoß ermöglicht. (Bild: fotolia/Stefan Redel)
Das geht aus der Klageschrift hervor, die das Justizministerium am Dienstag (Ortszeit) bei einem Gericht in Detroit im US-Bundesstaat Michigan im Auftrag der Umweltbehörde EPA einreichte.
Die EPA hatte bereits im Januar mitgeteilt, dass sie nach dem Skandal bei Volkswagen auch Fiat Chrysler wegen geschönter Abgaswerte im Visier habe. Der Manipulationsverdacht habe sich bestätigt, teilte die Behörde jetzt mit. Die Eröffnung des Zivilverfahrens markiert eine schwere Eskalation des Konflikts und könnte für den Hersteller einen langwierigen Rechtsstreit mit hohen Kosten bedeuten.
Fiat Chrysler äußerte in einem Statement Enttäuschung über den Schritt des Ministeriums. Der Konzern prüfe nun die Klageschrift und beabsichtige, sich energisch zu verteidigen. Trotz des Rechtsstreits werde man aber weiter mit den US-Umweltämtern kooperieren, um die Bedenken der Behörden rasch und einvernehmlich auszuräumen. An der New Yorker Börse geriet die Aktie von Fiat Chrysler unter Druck und ging mit einem Minus von gut vier Prozent aus dem Handel.
Bei den Anschuldigungen gegen den Konzern geht es ähnlich wie bei VW um den Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid, der mit Hilfe einer sogenannten Abschalteinrichtung ("Defeat Device") manipuliert worden sein soll. Betroffen sind Jeep Grand Cherokees und Pick-up-Trucks der Marke Ram der Modelljahre 2014 bis 2016. Im März kam heraus, dass das Justizministerium, die Börsenaufsicht und Generalstaatsanwälte mehrerer US-Bundesstaaten ebenfalls ermitteln.
Zudem ist der Konzern, der die Vorwürfe entschieden zurückweist, in den USA mit Sammelklagen im Namen von Dieselbesitzern konfrontiert. Umweltschützer begrüßten das konsequente Vorgehen der Regierung am Dienstag. "Fiat Chrysler reiht sich ein in die lange Reihe der Autobauer, die unsere Luftreinheit und die Gesundheit unserer Familien hinten anstellen, indem sie bei Emissionstests betrügen", sagte Direktor Michael Brune von der Naturschutzorganisation Sierra Club. Harte Strafen seien nötig, damit die Branche nicht länger glaube, die Luft ohne Konsequenzen verpesten zu können.
Auch in Europa wird Fiat Chrysler schon länger der Abgas-Trickserei verdächtigt. Zwischen Italien und Deutschland tobt ein Streit über möglicherweise gefälschte Schadstoffwerte. Am vergangenen Mittwoch erst spitzte sich der Konflikt weiter zu, die EU-Kommission leitete ein Vertragsverletzungsverfahren ein. Sie wirft Italien vor, Anschuldigungen gegen Fiat nicht angemessen nachzugehen. In den USA hatte der Konzern den Umweltbehörden am Freitag noch Umrüstungspläne für die betroffenen Dieselwagen vorgelegt und sich zuversichtlich gezeigt, die Rechtsstreitigkeiten so beilegen zu können.
Die Klage verschärft die Lage für den Autobauer erheblich. Der Fall erinnert nun immer stärker an den Abgas-Skandal von VW. Er hatte die EPA 2015 dazu veranlasst, die Abgaswerte aller Hersteller unter die Lupe zu nehmen, so geriet auch Fiat Chrysler ins Visier. Die VW-Affäre hatte ebenfalls mit einem Verdacht der US-Umweltbehörden begonnen, der dann zu Klagen von Kunden und der US-Regierung führte. Der Konzern hat inzwischen Kosten in Höhe von 22,6 Milliarden Euro für Vergleiche in Nordamerika verbucht. Allerdings sind bei Fiat Chrysler deutlich weniger Fahrzeuge betroffen - VW hatte Abschalteinrichtungen in fast 600 000 US-Dieselwagen installiert.
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