"Es gilt, den Aufbau privater Ladestationen sowohl rechtlich als auch finanziell zu unterstützen", sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) vor dem Mobilitätskongress "Future Mobility Summit" des Tagesspiegel am Montag (9. April) und Dienstag in Berlin. Außerdem sprach sich Mattes dafür aus, den Umweltbonus - auch bekannt als Elektro-Kaufprämie - über Juni 2019 hinaus zu verlängern. "Zudem müssen das Bauordnungs-, Miet- und Eigentumsrecht angepasst werden."
Trotz Fortschritten bei den Neuzulassungen kommt die Elektromobilität in Deutschland nicht richtig in Fahrt. So stößt die staatliche Prämie zum Kauf von Elektro-Autos auch nach fast zwei Jahren nur auf verhaltenes Interesse. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es einen "Umweltbonus" von 4000 Euro, für Hybridautos sind es 3000 Euro. Finanziert werden die Prämien je zur Hälfte vom Bund und vom jeweiligen Hersteller. Die Fördermittel reichen für mehr als 300 000 Fahrzeuge. Die Mittel, die bis Ende Juni 2019 nicht abgerufen werden, verfallen.
Mattes sagte außerdem, Deutschland müsse bei der Ladeinfrastruktur aufholen. Derzeit gebe es rund 11 000 öffentlich zugängliche Ladestationen, davon sind 560 Schnellladepunkte. Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, sind aber aus Sicht von Experten und Verbänden weitaus mehr Ladestationen notwendig.
Der VDA-Präsident verwies außerdem auf den Erfolg der Branche mit 825 000 Beschäftigten, die 2017 einen Rekordwert bei der Produktion erreicht habe. "Doch der Erfolg von heute ist kein Garant für morgen." Die Automobilindustrie erlebe eine rasante Transformation. "Die Weltbevölkerung wächst bis zum Jahr 2050 von heute 7 Milliarden auf 10 Milliarden Menschen. Die Zahl der Megacitys nimmt drastisch zu, die kaufkraftstarke Mittelschicht wächst. Das Bedürfnis nach individueller Mobilität bleibt, aber es verändert sich: Erlebnis geht vor Besitz", sagte Mattes.
"All diese Megatrends erfordern, die Mobilität der Zukunft neu zu denken. Das tun wir. Unsere Lösungen liegen in emissionsarmen Antrieben, in der Vernetzung, in der Digitalisierung und im autonomen Fahren." Ziel der deutschen Hersteller und Zulieferer sei es, den Straßenverkehr künftig noch sicherer, effizienter und komfortabler zu machen.
Die deutsche Automobilindustrie verfolge außerdem eine breit angelegte "Dekarbonisierungsstrategie" - das bedeutet eine Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen. Sie reicht laut Mattes von "weiteren Verbesserungen" beim Verbrennungsmotor über alternative Antriebe und Kraftstoffe wie Wasserstoff, Erdgas und E-Fuels bis hin zum reinen E-Fahrzeug.