Matthias Wissmann, VDA

"Parallelentwicklungen kosten Geld. Das investieren wir besser in neue Technologien", erklärt VDA-Präsident Matthias Wissmann. (Bild: VDA)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Warum kann sich die Automobilindustrie in Europa und den USA nicht abseits des TTIP-Abkommens auf einheitliche Regulierungen einigen?
Hinter dieser Frage steht die Befürchtung, dass angeblich Umwelt- und Verbraucherstandards in Europa aufgeweicht werden sollen. Diese Sorgen sind unnötig. Selbst TTIP-Kritiker haben erkannt, dass die Standards bei TTIP nicht abgesenkt werden. Einheitliche oder vergleichbare Vorschriften brauchen jedoch eine verbindliche Basis. Deshalb wollen wir ein umfassendes Freihandelsabkommen. Standards sollen nur in den Bereichen harmonisiert werden, in denen die EU und die USA vergleichbar hohe Niveaus haben. Zudem hat die Europäische Kommission vor und auch während der Verhandlungen immer wieder betont, dass keine vorhandenen Standards etwa im Verbraucherschutz oder im Arbeitsschutz abgeschwächt werden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie hoch sind derzeit die Kosten, die durch das doppelte Entwickeln, Zertifizieren und Beschaffen in Europa und den USA verursacht werden?
Gemessen am Exportwert sind die USA mit mehr als 20 Milliarden Euro unser wichtigstes Exportzielland. Trotzdem haben wir noch immer mit erheblichen Handelsschranken zu kämpfen. Dazu gehören nicht nur hohe Zölle, sondern auch zahlreiche Vorschriften, die uns den Absatz erschweren. Würde man diese nicht-tarifären Hemmnisse beseitigen, dann käme das dem Abbau eines Zolls in Höhe von 25 Prozent gleich. Dieses Geld wird derzeit verschwendet, weil wir zum Beispiel jeweils unterschiedliche Spiegel, Blinker oder Rücklichter entwicklen, produzieren und zertifizieren müssen. Oder weil wir unterschiedliche Sicherheitsvorschriften erfüllen müssen, zum Beispiel bei Crashtests. Dabei verfügen die Autos im Ergebnis auf beiden Seiten des Atlantiks über eine sehr hohe Sicherheitsausstattung.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie hängen der Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland und TTIP aus Ihrer Sicht zusammen?
Die deutsche Automobilindustrie zahlt allein im transatlantischen Handel mehr als eine Milliarde Euro an Zöllen jedes Jahr. Dieses Geld könnten wir viel besser in neue Technologien investieren. Auch Parallelentwicklungen verursachen Kosten. Ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA spart Geld, das sinnvoller in neue Produkte und Arbeitsplätze investiert werden könnte. Wenn wir tarifäre und nicht-tarifäre Hemmnisse ? also Zölle und unnötige bürokratisch-regulatorische Unterschiede ? abbauen, ergeben sich große wirtschaftliche Chancen. TTIP eröffnet enorme Wachstumspotenziale für Europa und die USA. Deshalb sagen wir Ja zu TTIP!

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