Für die Schwellerbaugruppe der neuen Mercedes-Benz S-Klasse legte der österreichische Stahlkenner seine Kompetenzen und sein Wissen zusammen: Mit dem Know-how von drei Unternehmen des Konzerns wurde das komplexe Bauteil aus 23 Einzelteilen entwickelt. Dabei lieferte die voestalpine Stahl GmbH das Material-Know-How, die voestalpine Krems GmbH das Wissen um Umformprozesse bei höchstfesten Gütern und schließlich die Voestalpine Stamptec GmbH die präzisen Stahl- und Pressteile.
Mit der Automobilindustrie kennt sich der Konzern aus: Schon lange beliefert Voestalpine OEMs und Zulieferer mit verschiedensten Produkten. Darunter unter anderem beschichtete Bleche, geschweißte Formrohre, Präzisionsteile – wie eben die Schwellerbaugruppe der neuen S-Klasse – oder Säulenverstärkungen. Der größte Teil des Konzernumsatzes, ganze 29 Prozent, erwirtschaftet das Unternehmen in dieser Branche. Dafür arbeitet Voestalpine auch als Dienstleister, der die Automobilhersteller mit Pressteilen und ganzen Rohkarosseriebaugruppen beliefert. Und das während der Serienfertigung, nach dem Modellauslauf und bei der Fertigung von Ersatzteilen. Die Pressteile stammen dabei aus eigenen Presswerken in Bunschoten und Roosendaalin in den Niederlanden, sowie auch aus dem deutschen Schwäbisch Gmünd.
Leichtbau-Tradition
Das Know-how sammelte Voestalpine bereits in den dreißiger Jahren. 1938 wurde der Konzern noch als Linzer Standort der Reichswerke AG ‚Hermann Göring‘ Berlin gegründet. Das 1952 erfundene LD-Verfahren, also die Stahlerzeugung durch Umwandlung von kohlenstoffreichem Roheisen in kohlenstoffarmen Stahl, revolutionierte die Stahlerzeugung. 2008 entstand dann das Produkt phs-ultraform (press hardening steel). Der hochfeste und leichte Stahl ist wichtig für den Leichtbau. 2012 weiterentwickelt, sorgt er für eine hohe Sicherheit mit effektivem Korrosionsschutz. Ein echter Konkurrent zu Leichtbaumaterialien wie Aluminium und Carbon.
Heute ist der Konzern in vier große Divisionen aufgeteilt: Steel, Special Steel, Metal Engineering und Metal Forming. Der Bereich Steel ist die größte Einheit des Konzerns und bildet das Kerngeschäft. 33 Prozent der Steel-Kunden kommen aus dem Automobilbereich. Auch der Kundenpool der Division Metal Forming kommt zur Hälfte aus dieser Branche. Mit der Unterdivison "Automotive Body Parts" ist Voestalpine Lieferant von Karosserieteilen für Pkw und Lkw.
Expansion und Internationalisierung
Aufgrund der konstanten Auftragslage und einem erhofften Aufschwung in den USA und in Brasilien plant Voestalpine den Bereich Automotive Body Parts zu erweitern und zu internationalisieren. Dabei setzt der Konzern vor allem auf seine Kernkompetenzen und -prozesse.
Im November 2012 erfolgte in Cartersville, Georgia, der Spatenstich für ein Werk zur Herstellung von Automobilkomponenten. Die Produktion soll Anfang 2014 starten. Neue Produtkionsstandorte sind auch in Südafrika und China geplant - jeweils mit Warmumformanlagen für phs-ultraform.
Mit den Expansionsplänen will der Konzern sein globales Geschäft ausbauen. Denn im Moment liegt der Umsatzschwerpunkt mit 72 Prozent in der Europäischen Union. Bisher werden nur acht Prozent in Nordamerika, fünf Prozent in Brasilien und sechs Prozent in Asien erwirtschaftet.
Um auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, investierte der Stahlkenner im letzten Jahr knapp 137 Millionen Euro in Entwicklung und Forschung. Das Ergebnis kann man in der neuen S-Klasse begutachten: Für die Schwellerbaugruppe wurde eine neue Rollprofilieranlage gekauft. Damit kann der hochfeste Komplexphasenstahl sanft in seine endgültige Profilgeometrie gebracht werden und gibt gleichzeitig den Startschuss für eine neue Produktionslinie für rollprofilierte Strukturbauteile.