Voith ist dass, was man unter einem klassischen, deutschen Traditionsunternehmen versteht: Es arbeitet still und leise im Hintergrund seine Aufgaben ab und will lieber nicht zu öffentlich sein. Doch spätestens seit der schwäbische Maschinen- und Anlagenbauer Voith knapp zehn Prozent am Wiesbadener Grafitspezialisten SGL Carbon hält, ist der ein oder andere Experte aufmerksam geworden. In kleinen Schritten hat das traditionsreiche Familienunternehmen seine Beteiligung an SGL Carbon seit 2007 auf 9,14 Prozent aufgestockt. Voith ist damit drittgrößter Einzelaktionär bei dem Zulieferer für Verbundwerkstoffen aus Carbonfasern, nach Quandt-Erbin und BMW-Aktionärin Susanne Klatten und Volkswagen. Das dürfte auch der Grund sein, warum kürzlich in München ein Entwicklungs- und Produktionszentrum für die Fertigung von Karbon-Komponenten errichtet wurde. Ein Investment von immerhin einer zweistelligen Millionensumme.
Voith Industrial Services ist Teil der Voith GmbH, einem traditionsreichen Mischkonzern mit Sitz im schwäbischen Heidenheim. Der Unternehmensbereich Industrial Services hat sich als Zulieferer für Schlüsselindustrien, also in der Automobil- oder Öl- und Gas-Industrie, etabliert. 2011 profitierte das Segment von der weltweiten positiven Marktentwicklung: Das Geschäftsfeld steigerte den Umsatz auf eine Milliarde Euro.
Wachstum auch in 2012 erwartet
Auch in diesem Jahr will das Unternehmen weiter wachsen – trotz möglicher Auswirkungen der Schuldenkrise und einer möglichen Konjunkturabkühlung in der Folge. "Wir sind global aufgestellt und profitieren damit von der Entwicklung in unterschiedlichen Märkten. Und die Wachstumsmärkte sind nach wie vor China und Indien, aber auch Brasilien", sagt Markus Glaser-Gallion in der Geschäftsführung von Voith Industrial Services verantwortlich für die Division Automotive. "In Europa sehen wir eine positive Entwicklung vor allem bei den Premiumherstellern, auch durch Impulse aus Asien", so Markus Glaser-Gallion.
Es ist für die Automobilbranche von zentraler Bedeutung auf kommende mögliche Krisen auch finanziell vorbereitet zu sein. Damit man das eigene Unternehmen durch die stürmischen Fahrwasser steuern kann, ist auch die Wahl zuverlässiger Dienstleister ein Muss. Vor allem bei der Liquiditätsplanung ist ein Gegenüber, der die Situation kennt, hilfreich. "Als Partner können wir unseren Kunden Luft zum Atmen geben, indem wir beispielsweise Kosten flexibilisieren", so Glaser-Gallion. "Schnelle, flexible Reaktion ist in jeder Krise die wirkungsvollste Strategie. Uns ist es wichtig, für Krisen gut gewappnet und auch in schwierigen Zeiten für unsere Kunden ein zuverlässiger Partner zu sein."
Die Anforderungen an technische Dienstleistungen steigen in der Wertschöpfungskette derzeit im enormen Tempo an. Das war für den Bereich Voith Industrial Services einer der Hauptgründe, sich als Branchenspezialist stärker auf die Automobilindustrie zu fokussieren. Denn nur, wer die Branche kennt, kann effektiv zur Wertschöpfung beitragen, heißt es im Unternehmen.
Voith spielt die internationale Karte
Beispiel sind produktionsnahe Leistungen wie Online-Maintenance. Neben den Standort-Dienstleitungen ist auch das Projektgeschäft für Voith Industrial Services ein Bereich mit positiven Aussichten. Die Automatisierung, der Aufbau von Fertigungslinien und die Verlagerung von Produktionsaktivitäten hat sich stark entwickelt. "Als global aufgestellter Dienstleister sehen wir gute Chancen darin, einheitliche Standards umsetzen zu können. Ramp-ups von Anlagen in Indien und China sind ein spannendes Projektgeschäft, das wir mit internationalen Teams umsetzen", erzählt Glaser-Gallion. Gleichzeitig ist es ein idealer Einstieg, um sich dauerhaft in Wachstumsmärkten zu etablieren. Denn über eines ist man sich in der ganzen Branche einig: Die Produktion folgt dem Markt und der ist nicht an der Ostalb.