Ingenieur arbeitet an alter E-Auto-Batterie

In den Kompetenzzentren in Göteborg bereiten Spezialisten kaputte oder ausrangierte E-Auto-Batterien wieder auf oder schicken sie zum Recycling zum Partner Umicore. (Bild: Volvo Cars)

Volvo gehört zweifelsohne zu den Autobauern, die das Thema Nachhaltigkeit besonders ernst nehmen. Nicht nur, dass die Schweden bis zum Jahr 2030 ausschließlich Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb bauen wollen, zehn Jahre später soll das gesamte Unternehmen komplett CO2-neutral sein. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, will Volvo auch aus dem Herzstück des Elektroautos, der Batterie, den größtmöglichen Wertbeitrag herausziehen.

Schon im Frühjahr 2021 kündigte der Premium-OEM an, in den nächsten Jahren geschlossene Recycling-Kreisläufe sowie Szenarien für die Weiterverwendung von Batterien aus Stromern aufzusetzen. Jetzt hat Volvo in Göteborg zwei regionale Batteriezentren eröffnet, in denen E-Auto-Akkus oder einzelne Komponenten der Marken Volvo und Polestar repariert, aufbereitet oder für den Recycling-Prozess vorbereitet werden sollen. Ähnliche Einrichtungen entstehen derzeit auch in den USA und China.

Batterien sollen maximal ausgenutzt werden

„Die Batteriezentren sind ein wichtiger Baustein auf unserem Weg bis zum Jahr 2040 ein vollständig klimaneutrales Unternehmen zu werden, das die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft beherzigt“, erklärt Susanne Hägglund, Leiterin der Einheit Volvo Car Service Business. „Volvo schwenkt bis zum Ende dieses Jahrzehnts vollständig auf die Elektromobilität um, daher müssen auch die volle Verantwortung für den Lebenszyklus der Batterien und damit auch das gesamte Elektro-Ökosystem übernehmen.“

In den neuen Hubs in Göteborg sollen daher die Komponenten und Rohstoffe, die bereits für die Entwicklung der Batterien verwendet wurden, repariert und aufgearbeitet werden, sodass sie solange wie möglich genutzt werden können. Volvo selbst geht davon aus, dass die Lebensdauer der Stromer-Batterien der der E-Autos selbst gleicht, sprich um die zehn Jahre. „Wenn die Batterien nicht länger im Fahrzeug verwendet werden können, evaluieren und analysieren wir, ob sie für ein Second-Life-Konzept geeignet sind oder im Rahmen unseren Closed-Loop-Ansatzes recycelt werden sollen“, erläutert Hägglund.

Kapazitäten der Batteriezentren noch gering

Das Recycling selbst wird von Volvo nicht inhouse betrieben, dafür sind die Schweden eine Partnerschaft mit dem belgischen Konzern Umicore eingegangen. Aktuell befinde sich der Autobauer jedoch in einem Sourcing-Prozess, innerhalb dessen entschieden werden soll, ob der Vertrag mit Umicore verlängert wird oder Volvo sich einen neuen Partner sucht. „Wir wollen höhere Wiederverwendungsquoten erreichen und sondieren daher momentan die Lage“, sagt Pehr Norström, Head of Electrification bei Volvo Car Service Business.

Norström leitet das 15-köpfige Team in Göteborg, das sich um die Analyse und Sortierprozess der Batterien kümmert. Aktuell verarbeite man um die 35 bis 40 Akku-Packs pro Woche – diese Zahl werde sich jedoch mit zunehmender Elektrifizierung der Fahrzeuge in den kommenden Jahren deutlich nach oben bewegen, ist sich der Volvo-Experte sicher. Zumal der OEM spätestens 2030 Kunden ausschließlich E-Autos anbieten wird.

Ingenieur schraubt an einer Batterie
Aktuell analysiert und verarbeitet das 15-köpfige Team in Göteborg nur 35 bis 40 Akku-Packs pro Woche - Tendenz steigend.

Ein zweites Leben für E-Auto-Batterien?

Volvo sieht die Zukunft alter E-Auto-Batterien derweil nicht nur im Reparieren oder Recyceln. Wie andere Autobauer auch wollen die Schweden genutzte Batterien für sogenannte Second-Life-Konzepte, beispielsweise als Energiespeicher, vorsehen. „Hier sind wir aktuell noch in der Explorationsphase“, gibt Pehr Norström zu.

Im Rahmen eines Projekts mit Batteryloop, einer Tochter des schwedischen Recycling-Unternehmens Stena, erprobt Volvos Bussparte derzeit den Einsatz von ausrangierten Busbatterien als Energiespeicher in Gebäuden oder Ladestationen. Zusammen mit den Unternehmen Comsys und Fortum will Volvo derweil die Versorgungsflexibilität in einem schwedischen Wasserkraftwerk optimieren: Batterien von Plug-in-Hybriden dienen als stationäre Energiespeicher und sollen helfen, sogenannte „Fast-Balancing“-Dienste für das Stromsystem zu erbringen.

Durch den Second-Life-Ansatz erhofft sich Volvo, nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, sondern auch neue Umsatz- und Einsparpotenziale zu identifizieren. Ab dem Jahr 2025 will das schwedische Unternehmen durch seine Nachhaltigkeitsstrategie jedes Jahr rund 100 Millionen Euro und 2,5 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

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