VW EA 189

Die Schummelsoftware des EA 189 Dieselmotor hat ihren Ursprung laut einem Medienbericht schon im Jahr 1999. (Bild: Volkswagen)

So berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass Audi-Techniker die Schummelsoftware schon vor 17 Jahren in Ingolstadt erdachten. Mehrere Indizien würden darauf hindeuten. Demnach ist das Ausgangsjahr des Dieselgates nicht 2005, sondern schon 1999.

Die Audi-Entwicklungsabteilung habe damals an Möglichkeiten geforscht, wie sie die Motoren für strengere Abgasvorschriften rüsten könnte. Als große Herausforderung galt damals der europäische Markt. Dort sollten ab 2001 Neuwagen maximal 0,5 Gramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen. Die USA verschärften die Werte erst drei Jahre später.

Bei ihrer Entwicklungsarbeit stellten die Audi-Techniker wohl fest, dass ein Komfortmerkmal bei der Einhaltung der Grenzwerte hinderlich sei. Um das Klopfen des Diesels und damit die Geräuschbelastung für die Fahrer zu dämpfen, griffen die Techniker in die Motorensteuerung ein. "Für den Komfort der Kunden war das gut", zitiert die Süddeutsche einen Konzerninsider. Nachteil: Die Stickstoffemissionen stiegen an. Um die staatlichen Zulassungstests zu bestehen, wollten die Techniker die Funktion auf dem Teststand wohl abschalten. Diesen Plan habe der Autobauer dann doch wieder verworfen. Es blieb nur bei Überlegungen - vorerst. Denn anderer Stelle im VW-Konzern erfuhren die Pläne eine Wiederbelebung: 2005 als die VW-Kernmarke begann den EA 189 Dieselmotor zu entwickeln, der nun als Schummel-Diesel verschrien ist.

Chef der Kernmarke war damals Wolfgang Bernhard. Um das Projekt zu forcieren holte der der Manager einen Techniker von Konzerntochter Audi. Dieser erhielt den Entwicklungsauftrag. Bernhard musste Ende 2005 gehen. Er selbst hat mehrfach abgestritten, von den Manipulationen gewusst zu haben.

Konnten die Audi-Leute nach 1999 die Grenzwerte noch mit legalen Mitteln einhalten, stießen die Kollegen beim Mutterkonzern VW bei der Entwicklung des EA 189 an ihre Grenzen. Die Vereinigten Staaten hatten inzwischen ihre Umweltgesetze nachgeschärft. So durften Neuwagen nur noch 0,04 Gramm Stickoxid pro Kilometer emittieren.

Nur mit Betrug konnte VW den Wert offensichtlich einhalten. Bei bis zu elf Millionen Fahrzeugen der Marken VW, Audi, Skoda und Seat wurden die Motoren so justiert, dass sie auf dem Teststand die Norm erfüllten. Im normalen Fahrbetrieb erhöht sich der Ausstoß des Giftes um ein Vielfaches. Aufgedeckt wurde der Betrug von der US-Umweltbehörde EPA und deren kalifornischem Pendant Carb im September.

Audi ist demnach zwar die Quelle für die spätere Manipulation. Da die Schummelsoftware aber nie zum Einsatz kam, ist die Tochter – aus der juristischen Perspektive - unschuldig. Unter Verdacht steht Audi allerdings noch wegen eines anderen Dieselmotors, der zwischen 2009 und 2015 zum Einsatz kam. Bei dem hatten die Entwickler per Eingriff in die Software so in die Behandlung der Abgase eingegriffen, dass US-Umweltbehörden das Aggregat derzeit als Betrugsfall einstufen. Eine finale Entscheidung dazu steht aber noch aus.

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