
Nach vorangegangener Attacke nun der Schulterschluss mit Betriebsratschef Osterloh: Matthias Müller (Bild: Volkswagen)
Wie der Autobauer nach ausgiebiger Sitzung der Aufsichtsratsgremien am Montagabend (9. November) mitteilte, haben sich der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller und der Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh über das weitere Vorgehen zur Investitions- und Auslastungsplanung verständigt. In den kommenden zehn Tagen würden eine Reihe von Gesprächen zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretung geführt, um einen gemeinsamen Weg für die Zukunft des Unternehmens zu bestimmen.
Müller stellte fest: „In der jetzigen, schwierigen Situation müssen wir gemeinsame Entscheidungen treffen, welche die Wirtschaftlichkeit genauso berücksichtigen wie die Beschäftigung. Dabei lege ich großen Wert auf die Meinung und Erfahrung unserer Betriebsräte. Die Aufgabe ist angesichts der geänderten Rahmenbedingungen anspruchsvoll. Wir werden die Prioritäten auf Zukunftsprodukte und Technologien legen. Dies ist der wesentliche Beitrag, um künftigen Unternehmenserfolg und Beschäftigung verlässlich zu sichern – darin bin ich mir mit Bernd Osterloh einig.”
Osterloh: „Matthias Müller wird sich persönlich um die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Betriebsrat kümmern. Dies ist ein starkes Signal für die Belegschaft. Mit ihm werden wir den Weg in die Zukunft gehen, weil wir ihn als verlässlichen Partner sehen. Wir wollen gemeinsam getragene Entscheidungen zum Wohle von Unternehmen, Aktionären und Beschäftigten. Die Herausforderungen sind enorm, aber die Belegschaft steht hinter dem Unternehmen, sofern es uns gelingt, eine ausgewogene Planung zwischen Investitionen, Sparmaßnahmen und Zukunftsprojekten zu verabreden. Dafür haben die Gespräche zwischen Matthias Müller und mir den Grundstein gelegt.”
Am vergangenen Freitag (6.November) hatte sich das noch anders angehört. In einem Schreiben an die Belegschaft hatte Osterloh die Konzernführung heftig attackiert und das Fehlen einer Gesamtstrategie für den Weg aus der Krise beklagt, ebenso eine mangelnde Einbindung des Betriebsrats in die Problemlösung. Konkret hatte sich Osterloh in dem Schreiben an Konzernchef Matthias Müller und VW-Markenchef Herbert Diess mit den Sätzen gerichtet: „Wir können nur an die Herren Müller und Diess appellieren, gerade in diesen Tagen die Einigkeit zwischen Beschäftigten und Management nicht weiter durch Sprachlosigkeit auf eine Zerreißprobe zu stellen.“
Gemünzt war das inhaltlich vor allem in Richtung des neuen VW-Markenchefs Herbert Diess. Dessen Auftrag war schon vor der Krise, die schwache Rendite der Kernmarke VW auf Kurs zu bringen. In Arbeitnehmerkreisen geht die Furcht um, der als harter Sanierer geltende Ex-BMW-Manager könne im Angesicht der Krise noch radikaler durchgreifen als ohnehin befürchtet. Dass Osterloh nun betont, dass sich Müller persönlich um die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat kümmere, könnte ein erster Hinweis sein, dass Diess im ersten Machtkampf mit dem Betriebsrat den Kürzeren gezogen hat, so ein VW-Kenner.
fv