Im jahrelangen Konflikt um Mitbestimmung in Volkswagens einzigem US-Werk entscheiden die Arbeiter erneut über eine Interessenvertretung durch die Autogewerkschaft UAW. Von Mittwoch (12. Juni 2019) bis Freitag (14. Juni 2019) läuft die von der zuständigen Aufsichtsbehörde NLRB angesetzte Wahl darüber, ob die UAW die Beschäftigten am Standort Chattanooga künftig repräsentieren soll. Damit steuert der Dauerclinch im Bundesstaat Tennessee auf einen neuen Showdown zu.
Die Wahl ist ein Politikum: Seit Jahren kämpft die in anderen Teilen der USA mächtige Gewerkschaft darum, auch im Süden des Landes Fuß zu fassen. Die Region hat sich - nicht zuletzt dank niedrigerer Löhne und wenig Einfluss von Arbeitnehmervertretern - zu einer Hochburg der US-Autoproduktion entwickelt. In Chattanooga hatten die VW-Werker 2014 gegen die UAW gestimmt, doch die Wahl war sehr umstritten.
Gegen das damalige Votum hatte die Gewerkschaft zunächst Einspruch eingelegt, da politische Lobbygruppen eine Drohkulisse aufgebaut und die Wahl damit beeinflusst hätten. Republikanische Politiker hatten behauptet, wenn die UAW einziehe, blieben Investitionen aus und die Produktion neuer Modelle sei gefährdet. Seit Jahren drängt die Gewerkschaft auf Neuwahlen, der UAW zufolge hat VW diese bisher mit allen möglichen Rechtsmitteln zu verhindern versucht.
Der Konzern weist die Vorwürfe der versuchten Einflussnahme zurück. VW sei „neutral“ hinsichtlich der Abstimmung und respektiere das Recht der Beschäftigten, selbst über eine UAW-Vertretung zu entscheiden, teilte das Unternehmen vor der Wahl mit. Der VW-Weltkonzernbetriebsrat begrüßte die Initiative. „Wir haben uns schon immer dafür starkgemacht, eine starke gewerkschaftsbasierte betriebliche Interessenvertretung für alle Beschäftigten am Standort Chattanooga aufzubauen“, verkündete Generalsekretär Johan Järvklo.