Volkswagen-Stammsitz Wolfsburg

Volkswagen-Stammsitz Wolfsburg: Die Aufseher haben ihre Beratungen um einen Tag vorgezogen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Ursprünglich war das Treffen für Freitag (13. April) geplant.

Die einzelnen Marken will der Aufsichtsrat dem Vernehmen nach in mehrere Gruppen aufteilen. So soll die Arbeit in dem riesigen Konzern effizienter werden. Bei den schweren Nutzfahrzeugen steht ein Umzug der Verwaltungszentrale von Braunschweig nach München an, auch ein Börsengang der Sparte mit Scania und MAN gilt als möglich.

Die Aufseher zogen ihre Beratungen um einen Tag vor, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Ursprünglich war das Treffen für Freitag geplant. Ein Aufsichtsratssprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Zudem wird mit weiteren Personalentscheidungen gerechnet. So soll Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat, Personalvorstand werden und auf Karlheinz Blessing folgen. Denkbar ist auch, dass Vorstandschef Müller im Konzern bleibt und eine neue Funktion erhält. Der reguläre Vertrag des 64-Jährigen läuft bis 2020.

Wie Spiegel online unter Berufung auf Kreise um den Aufsichtsrat berichtet, wackelt auch der Job von VW-Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz. Der Manager kann zwar auf Erfolge in den Verhandlungen mit den US-Behörden im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal verweisen. Andererseits muss er für  massive Probleme mit dem Zulieferer Prevent geradestehen. Dieser hatte durch einen Lieferstopp 2016 die Produktion in einigen VW-Werken tagelang zum Erliegen gebracht. Sanz konnte seinerzeit keine Einigung mit Prevent erzielen - oder hatte eine zu starke Abhängigkeit von dem einen Lieferanten zugelassen.

Auch eine Neufassung wichtiger Strukturen sei angedacht, bekräftigten Quellen aus dem Umfeld des Konzerns. Wie konkret diese Pläne bereits diskutiert oder gar beschlossen werden könnten, blieb vorerst unklar.

Nach "Spiegel"-Informationen sollen die einzelnen Marken in vier Gruppen aufgeteilt werden - für Volumenmodelle (VW, Skoda, Seat), Oberklasse-Autos (Audi, Bentley), Sportwagen (Porsche, Bugatti, Lamborghini) und Nutzfahrzeuge (MAN, Scania, leichte Nutzfahrzeuge). Ein Sprecher des VW-Aufsichtsrates wollte dies nicht kommentieren.

In der Debatte ist seit längerem auch eine separate Ausgliederung des Lkw-Geschäfts mitsamt eigenem Börsengang oder eine Holding-Struktur. Eine Verlagerung der Sparte von Braunschweig nach München werde kommen, hieß es aus Kreisen der Kontrolleure zu einem Bericht des Handelsblatts. Der Schritt dürfte auch im Zusammenhang mit einem möglichen Börsengang der Volkswagen Truck & Bus GmbH stehen.

Der Zeitung zufolge könnten die Haupteigner von Volkswagen - der Porsche/Piëch-Clan, das Land Niedersachsen und das Scheichtum Katar - durch die Ausgliederung der Lastwagen und Busse ihren Einfluss auf diesen Bereich weitgehend einbüßen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich für einen Verbleib der Sparte in Braunschweig stark gemacht. München ist aber auch bereits die Heimat von MAN.

Am Dienstag hatte VW überraschend einen Umbau der Führungsetage angekündigt. Die Angaben waren mit Blick auf weitere Details aber noch sehr vage geblieben. Dem seit Herbst 2015 amtierenden Vorstandschef Müller soll intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen werden, der geplante Umbau demnach einen "Aufbruch" ermöglichen.

Der 59-jährige Diess galt bereits länger als "Kronprinz" Müllers. In seiner Zeit als Chef der Marke VW mit Modellen wie Golf oder Passat hat er die Effizienz bei den ertragsschwachen Wolfsburgern bereits verbessert. Er scheut auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht, gilt in Teilen der Belegschaft aber auch als umstritten.

Im Asien-Geschäft peilt der Konzern nun auch eine Partnerschaft mit dem japanischen Lkw-Bauer Hino Motors an, der zum Erzrivalen Toyota gehört. Beide Seiten gaben am Donnerstag in Tokio eine entsprechende Rahmenvereinbarung bekannt. Der Fokus der möglichen Kooperation liege auf konventionellen sowie Hybrid- und Elektroantrieben, der Vernetzung der Lastwagen sowie autonomen Fahrsystemen, sagte VW-Lkw-Chef Andreas Renschler auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hino Motors-Chef Yoshio Shimo. Organisatorisch bestehe das größte Potenzial im gemeinsamen Einkauf. Es werde eine Kooperation "zweier starker Partner in der globalen Transportindustrie", so Renschler.

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dpa