AUTOMOBIL PRODUKTION: Was ist mit dem Thema Pick Up? Kann man in den USA im Volumensegment erfolgreich sein, ohne einen Pick Up anbieten zu können.
Wir schauen uns regelmäßig alle Fahrzeugsegmente an und da kommt man in den USA natürlich an Pick-ups nicht vorbei. Ein reiner Midsize Pick-up würde jedoch kaum ausreichen, weil sich hier gerade die eine Klasse größeren heimischen Anbieter besonderer Beliebtheit erfreuen. In diesen Dimensionen haben wir nichts im Angebot und den Amarok für die hiesigen Anforderungen anzupassen, wäre zu aufwendig.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wird der VW-Konzern mit dem Diesel nochmals einen Anlauf in den USA unternehmen oder ist das Thema für die Marke gestorben?
Volkswagen hat sich bei den Antrieben, nicht erst seit dem Modularen Querbaukasten (MQB), längst breiter aufgestellt. Den Diesel behalten wir im Blick und er wird dort weiterverfolgt, wo er Sinn machen könnte. Neue Antriebskonzepte wie beispielsweise reine e-Fahrzeuge und eine Vielfalt von Hybridmodellen drängen jedoch mehr in den Vordergrund. Verschärfte Regulierungen hinsichtlich Emissionen in den kommenden Jahren bedeuten große Herausforderungen für den Diesel und dessen finanziellen Möglichkeiten. Wir gehen daher davon aus, dass der Diesel für Volkswagen in den USA nicht in der Bedeutung zurückkommen wird, wie es einmal war. Die Marke wird sich breiter aufstellen, beispielsweise mehr elektrisch.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie steht es nach dem deutlichen Absatzrückgang um die Auslastung des Werks Chattanooga und was ist geplant um die Auslastung des Werks zu sichern?
Zunächst einmal ist es mir wichtig zu betonen, dass wir mit Chattanooga eine topmoderne Fabrik mit einer hochqualifizierten Mannschaft vorweisen können. Der Midsize SUV wird als zweite Baureihe für eine weitere Auslastung des Werkes sorgen. Der Relaunch des Passat ist ebenfalls geplant. Die Markteinführung der Modellpflege fiel ja mit dem Bekanntwerden des Dieselthemas zusammen und hat den Start des Passats stark beeinträchtigt. Dadurch wurden z.B. die technischen Vorzüge, die zweifellos an Bord sind, überdeckt. Das wollen wir jetzt mehr denn je herausstellen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Werden die dort noch vor dem Abgasskandal verkündeten Investitionen umgesetzt?
Wir stehen zu den gemachten Zusagen in Chattanooga 900 Millionen US-Dollar zu investieren. Das Werk wurde umfangreich erweitert, um 26 Prozent vergrößert und die Anzahl der Roboter wurde schlicht verdoppelt. Derzeit arbeiten im Werk 2.400 Angestellte und wir suchen aktuell 700 neue Leute. Wir steigern die Produktion von 27 Fahrzeugen pro Stunde in den nächsten Wochen auf 45 und fahren dann zum Jahresende den Anlauf des Midsize SUV langsam hoch. Die Nachfrage wird deutlich steigen und dann werden wir die bisherige Vier-Tage-Woche am Band mit 4 x zehn Stunden wohl erweitern müssen. Die VWGoA hat Mitte Juni ein 6,8 Millionen US-Dollar Ersatzteilcenter (PDC) in Kalifornien offiziell eröffnet und ein neues Trainingscenter außerhalb von Los Angeles angekündigt. Hier investieren wir nochmal geschätzte 4,5 Millionen US Dollar.  Darüber hinaus planen wir mit der Volkswagen Group zwischen 2015 und 2019 mehr als 7 Milliarden US Dollar in Nordamerika zu investieren.

Das Interview führte Stefan Grundhoff am Rande der Erprobungsfahrt mit Prototypen des Midsize SUV in Chattanooga, Tennessee

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