VW TDI EA189

VW-Ingenieure haben an den Dieselmotoren noch weiter manipuliert, als die Behörden schon längst ermittelten. (Bild: VW)

Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Demnach habe der Wolfsburger Konzern das sogenannte Defeat Device noch modifiziert, als die kalifornische Umweltbehörde den OEM bereits seit Monaten wegen manipulierter Abgaswerte im Visier hatte.

So erklärte der Rechercheverbund, dass VW-Ingenieure anscheindend noch zum Jahreswechsel 2014/2015 die Manipulationssoftware durch ein Update erweitert haben. Das blieb von den Behörden zunächst unbemerkt. Die Motorsteuerung konnte demnach fortan noch klarer unterscheiden, ob das Auto auf einem Prüfstand getestet wurde oder auf der Straße fuhr.

Neues Software-Update

Der Grund für das Update: Volkswagen soll davon ausgegangen sein, dass die Fahrzeuge zuvor zu häufig auch im normalen Straßenbetrieb fälschlicherweise in den sauberen Prüfmodus geschaltet hatten. Das wiederum führte zu einem höheren Verschleiß am Dieselpartikelfilter.

Laut einem internen VW-Dokument seien bis November 2014 die Partikelfilter von 6700 Dieselfahrzeugen in den USA und Kanada ausgefallen. Volkswagen erwartete demnach noch fast 50.000 weitere solcher Schadensfälle.

Das NDR hat mehre IT-Experten herangezogen, die die Steuerungssoftware der US-Variante des Passats vor und nach dem Update untersuchten. Ihr Ergebnis: Sie stellten fest, dass in der neuen Version das Feature der Lenkwinkelerkennung hinzugefügt worden sei. Das heißt, der Defeat Device konnte noch besser erkennen, ob er nun auf einem Prüfstand steht oder auf der Straße unterwegs ist.

Die kalifornische Umweltbehörde hatte Volkswagen im Frühsommer 2014 aufgefordert, im Straßenbetrieb gemessene überhöhte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen zu erklären. VW hatte Carb dem Bericht zufolge daraufhin im Dezember 2014 einen freiwilligen Rückruf der betroffenen Fahrzeuge angeboten, um durch ein Software-Update den Ausstoß von Stickoxiden im Straßenbetrieb zu verringern.

Update führte Ermittler auf die Spur

Im Endeffekt könnte laut Einschätzung des Rechercheverbunds jedoch das Update das gesorgt haben, dass die kalifornische Umweltbehörde die illegale Abschaltvorrichtung schließlich entdeckte.

So hat VW Ende Dezember 2014 die mehr als 500.000 betroffenen Fahrzeuge in die Werkstätten zurückgerufen. Bei 280.000 Autos sei nach VW-Angaben das Software-Update bis zum Frühjahr 2015 dann auch tatsächlich gemacht worden , berichtete der NDR.

Anschließend ergaben Folgeuntersuchungen von Experten der Kalifornischen Umweltbehörde zwar, dass der Stickoxidausstoß im Straßenbetrieb durch andere Maßnahmen innerhalb des Software-Updates verringert wurde. Da die Grenzwerte jedoch weiterhin um das Fünfzehnfache überschritten wurden, habe die Behörde ihre Prüfung aber intensiviert und nach eigenen Angaben entdeckt, dass sich in Abhängigkeit von Lenkradbewegung, Geschwindigkeit, Fahrdauer und Luftdruck das Ausmaß der Abgasreinigung veränderte und die Autos die Prüfsituation erkannten.

 

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