Viele Experten sehen in der von der Industrie abgelehnten Nachrüstung eine entscheidende Möglichkeit, um Diesel-Fahrverbote zu verhindern. In einer vertraulichen Präsentation der Konzernentwicklung, die der Wochenzeitung Zeit vorliegt, heißt es: Bei rund 70 Prozent der Fahrzeuge sei eine entsprechende Abgasanlage "aus dem Baukasten im Unterboden einsetzbar". Zu diesen Autos zählten die VW-Modelle Passat und Golf, der Audi A3 und der Skoda Octavia. Für 30 Prozent der Modelle, darunter Audi A4/A5 und VW Polo sei eine "Neuentwicklung" der sogenannten SCR-Abgasreinigung erforderlich. Noch am Dienstag dieser Woche (13. März) betonte VW-Chef Matthias Müller, er halte Hardware-Nachrüstungen für "nicht sinnvoll".
Laut der VW-internen Untersuchung hatte Volkswagen die Bauteile für die Umrüstung zum Großteil selbst im Angebot. Dazu zählen Teile für die Abgasanlage und Sensoren. Die Umrüstung hätte in diesem Jahr starten können. Auf Anfrage teilt Volkswagen der Zeit mit, dass es sich vermutlich um eine Analyse handele, in der es "rein um die mechanische Einbaubarkeit" verschiedener Teile zur Abgasnachbehandlung ging. Heute sei "eine akzeptable Produktreife der Hardware-Nachrüstung kurzfristig nicht darstellbar".
(Update von 14.:45 Uhr):
Volkswagen betonte, die von Zulieferern zur Verfügung gestellten Systeme zur Hardware-Nachrüstung machten aus einem EU5-Fahrzeug kein EU6-Fahrzeug. Vorbehalte bezüglich der Reife der Technik, der Kosten und dem zu erwartenden Fahrverhalten (Gewicht, erhöhter CO2-Ausstoß und Gifte) bestünden nach wie vor.
Bisher existieren laut Volkswagen ausschließlich Prototypen ohne Erprobung, Dauerlauf und Zulassung. Solch ein Prozess dauere zwei Jahre, wenn er zu einer für die Kunden akzeptablen Qualität führen soll. Zudem entsprächen auch die NOx-Minderungsraten bei kalten Umgebungstemperaturen im städtischen Pendlerverkehr, die die Umrüster mitgeteilt hätten, nicht der Realität. Die Hardware-Umrüstung werde wegen der langen Vorlaufzeiten erst ab dem Jahr 2020 wirken, so Volkswagen. "Messungen des ADAC zufolge sind Reduzierungen der NOx-Werte im relevanten Bereich von ca. 50 Prozent möglich. Die von uns bereits in mehr als 2,1 Mio. Fahrzeugen durchgeführten Software-Nachrüstungen erreichen bereits ca. 25 bis 30 Prozent und stehen sofort zur Verfügung bzw. sind bereits umgesetzt", teilte der Konzern mit.