Maßnahmen zur Energieeffizienz seien mit Blick auf die energetische Abhängigkeit ein kurzfristig wirksamer Hebel, mit denen nicht nur der Geldtransfer in problematische Volkswirtschaften vermindert werde, in ihnen stecke auch die Chance, Wertschöpfung in Deutschland zu schaffen, heißt es in einem Statement des WGP-Präsidenten Jens P. Wulfsberg. Jede nicht verbrannte kWh russischen Gases und jedes Kilo eingesparter Kohle reduziere die wirtschaftliche und damit militärische Handlungsfähigkeit Russlands. Der WGP zufolge habe man gerade im verarbeitenden Gewerbe, das gut 40 Prozent der Primärenergie Deutschlands verbrauche, zahlreiche Lösungen anzubieten.
40 Prozent Energieeinsparungen laut WGP realistisch
Die WGP bringt dazu eine Demofabrik ins Spiel: Mit der ETA-Fabrik in Darmstadt habe man gezeigt, dass 40 Prozent Energieeinsparungen durch Nutzung von Abwärme aus der eigenen Produktion keine Wunschträume sondern Realität seien. Als Beispiel nennt die WGP den Maschinenbauer Trumpf, der in seinem neuen Gebäude in Ditzingen Ergebnisse der Demofabrik umgesetzt habe und 70 Prozent weniger Gas im Vergleich zu einem Neubau mit konventioneller Gebäudeausrüstung und Versorgungstechnik verbrauche. Das Konzept der ETA-Fabrik lässt sich der WGP zufolge jedoch noch viel größer denken, etwa indem man das Energienetz der Fabrik mit dem städtischen Energiesystem verbindet. Als ein weiteres Projekt nennen die Experten etwa die Anbindung unausgelasteter Stromnetze der Straßenbahnen an Ladestationen für E-Autos.
Der WGP zufolge bietet gerade die energieintensive Industrie Möglichkeiten. So sei die Nutzung zur Energieversorgung erneuerbarer Energien nun günstiger als die fossiler Energieträger. Die Kosten für die Herstellung einer kWh sind laut WGP bei der Nutzung von Photovoltaik-Anlagen niedriger als bei der Verbrennung von Erdgas. Und die Marge werde sich durch die enorm steigenden Preise fossiler Energien noch weiten, heißt es. Bei der WGP verweist man dazu auf das Kopernikus-Projekt SynErgie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, im Rahmen dessen das Energieflexibilitätspotenzial der Industrie berechnet wurde. Die Wissenschaftler hätten gezeigt, dass der Strombedarf der Industrie kurzfristig gesenkt werden und damit die Leistung von bis zu 1.430 Onshore-Windrädern eingespart werden könne.
Allerdings müssten die Unternehmen zum Teil die IT-Steuerung ihrer Prozesse anpassen, was laut WGP in wenigen Wochen machbar sei. Zudem müsse die Politik sofort die bisherigen Regularien ändern, denn die Stromnetzentgeltverordnung in ihrer jetzigen Form bestrafe Unternehmen, die ihren Strombedarf flexibel ausrichten, und belohne diejenigen, die ihn über das Jahr konstant halten.
Investitionen in energietechnische Anlagen nehmen zu
Mit Blick auf die Werkzeugmaschinenindustrie sieht der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) in der Energiewende Potenzial. So errechnet eine aktuelle VDW-Studie ein überdurchschnittliches globales Investitionswachstum bis 2040. Die jährlichen Investitionen in energietechnische Anlagen werden sich in Zukunft demnach mehr als verdoppeln, von global 762 Milliarden Euro 2020 auf 1.808 Milliarden Euro im Jahr 2040, was einem jährlichen realen Wachstum von 4,4 Prozent entspricht. Die Studie entstand in Kooperation mit der Münchner Beratungsgesellschaft Strategy Engineers. Für die Werkzeugmaschinenindustrie ergeben sich dem VDW zufolge eine Reihe von viel versprechenden Ansatzpunkten, wie etwa bei der Fertigung von Getrieben und Lagern in der Windenergie oder bei Kernkomponenten wie Kompressoren, Pumpen, Ventilen in der Elektrolyse, der Brennstoffzelle oder bei den stückzahlbezogen interessanten Wärmepumpen.
Die erklärte Absicht der Bundesregierung, bei der Energiewende aufs Gaspedal zu drücken, werde erschreckend akut, sagt Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW. Nicht nur der Klimawandel erfordere mehr Tempo, gerade auch der Krieg in der Ukraine verdeutliche drastisch, dass man unabhängig von fossilen Brennstoffen werden müsse. Mit der Studie biete man Mitgliedern Hilfestellung, inwieweit es sich für Werkzeugmaschinenhersteller lohnt, ihr Kundensegment auf die Energiewirtschaft auszuweiten. In der Studie betrachte man detailliert den Bedarf an Werkzeugmaschinen in den einzelnen Segmenten. Großes Potenzial bieten demnach Komponenten für Windkraftanlagen und Wärmepumpen, aber auch Komponenten für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft sowie die Automatisierungstechnik zur Fertigung von Photovoltaikmodulen, Batteriezellen oder Brennstoff- beziehungsweise Elektrolysestacks.
Insgesamt spiele der Energiesektor für den Absatz von Werkzeugmaschinen derzeit eine kleinere Rolle, heißt es beim VDW. Jedoch liegt dem Verein zufolge die Entwicklung des relevanten Marktsegments für die Branche mit 3,6 Prozent realem Wachstum jährlich bis 2040 signifikant über der durchschnittlichen längerfristigen globalen Marktentwicklung für Werkzeugmaschinen (1,1 Prozent).