Yanfeng CTO Han Hendriks, Mercedes-Einkaufsvorstand Klaus Zehender und Johannes Roters sind auf dem Bild zu sehen in einem Gespräch auf der IAA.
Auf Kooperationskurs: Yanfeng CTO Han Hendriks (re.) erläutert Mercedes-Einkaufsvorstand Klaus Zehender auf der IAA das mit Kostal entwickelte Bedienkonzept YaKoMo. Mitte: Johannes Roters. (Bild: Daimler)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wird das in Zukunft noch wichtiger angesichts der Trends, verstärkt lokale Vorlieben und Geschmäcker zu bedienen?
Das ist eine der ganz spannenden Geschichten. Der Innenraum bekommt durch die Megatrends eine  ganz neue Bedeutung. Nehmen Sie unsere auf der IAA gezeigte Vision „Better Life on Board“. Als wir mit der Entwicklung vor drei Jahren begonnen haben, haben wir lange über den Begriff „on Board“ diskutiert. Das war ja etwas, was bislang besser zum Schiff, zum Zug, zum Flugzeug gepasst hat. Aber im Auto mit den bis dato sehr beschränkten Möglichkeiten? Damals war das noch weit weg, inzwischen stecken wir in einer rasend schnellen Entwicklung, bei der der Fahrzeuginnenraum sich tatsächlich zu einem Lebensraum entwickelt. Und da wiederum wird es auch wichtiger, die Ausgestaltung und den Technologieeinsatz stark an die Bedürfnisse der Kunden in China, Europa oder Nordamerika anzupassen.  Wenn wir einen Raum kreieren, wird es keine Standardlösung geben können.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Abgesehen von den neuen Möglichkeiten des Raums, geht es stark um die Integration neuer Technologien. Nun ist YFAI ein globaler Marktriese, aber können Sie den Weg alleine gehen?
Nein. Wenn wir den Automobil-Innenraum der Zukunft gestalten, spielen da so viele neue Technologiethemen  mit unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Regionen hinein, dass es vermessen wäre zu glauben,  die Lösungen alle Inhouse anbieten zu können. Deshalb setzen wir hier auf Partnerschaften, die uns helfen, Kompetenzen aufzubauen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ein Beispiel, bitte!
Nehmen Sie Kostal. Kostal hat einen Schwerpunkt im Bereich HMI und Schaltertechnologien, wir im Bereich Oberflächen und Integration. Wir haben unsere Kompetenzen zusammen gebracht und heraus gekommen ist YaKoMo, unser Yanfeng-KOSTAL-Modul. Die frei gestaltbare 3D-Glasoberfläche in Kombination mit neuen HMI-Technologien ermöglicht die Umsetzung innovativer Bedienkonzepte in anspruchsvollem Design.  Das hätte jede Unternehmen für sich so nicht leisten können und schon gar nicht in der Geschwindigkeit. Das ist nur ein Beispiel, es gibt zahlreiche weitere. Nehmen Sie das Thema Insassenschutz. Durch die neuen Raumkonzepte entstehen ganz neue Anforderungen bei den Rückhaltesystemen und den Airbags. Da kommt eine ganze Kette in Gang: bei den Sitzen arbeiten wir mit Adient zusammen, dort hat man eine gerade eine weitreichende Kooperation mit Autoliv geschlossen. Eine Kunst wird sein, die neuen Anforderungen über eigenes Know-how und Kooperationen perfekt zu bedienen. Das natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen. Die neuen Themen entwickeln sich sehr schnell, sind extrem spannend – man darf aber nicht übersehen: im Moment sind wir in eine kostenintensiven Entwicklungsphase.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr Ziel ist dabei letztlich, Systemanbieter für den kompletten Innenraum zu werden, der aber auch modular bedienen kann.
Ja, das ist absolut richtig.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was fehlt Ihnen noch, um die Rolle wahrnehmen zu können?
Wir sind noch eine sehr junge Firma. Wir haben mit der in Frankfurt gezeigten Vision „Next Living Space“ eine Lösung vorgestellt, auf deren Basis wir intensive Diskussionen mit unseren Kunden führen. Was wir aus diesen mitnehmen ist: wir scheinen den Nerv der Autohersteller getroffen zu haben und was wir auch sehen: die neuen Raumkonzepte kommen sehr viel schneller als auch wir das noch vor drei Jahren erwartet hatten.

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