Vita zu Johannes Roters
CV Johannes Roters

AUTOMOBIL PRODUKTION: Aber hängen Sie nicht sehr stark vom Kommen des vollautonomen Fahrens ab. Letztlich ist doch der Weg für völlig neue Innenräume erst frei, wenn die Position des Fahrers aufgelöst wird.
Im Prinzip ja, im Detail nein. Wie beim autonomen Fahren selbst werden wir eine stufenweise Entwicklung sehen. Vor dem vollautonomen Fahren wird das autonome Fahren in der Stadt kommen oder aber auch auf der Autobahn. Wenn Sie das Auto auch nur partiell in die Hand der Technologie geben, werden Sie in eine andere Sitzposition gehen, die etwa Kommunikation mit Mitfahrenden oder aber auch Arbeiten ermöglicht. Dafür sind die ersten Anforderungen da, wie etwa Durchführung einer Videokonferenz im Fahrzeug;  E-Mails schreiben sowieso.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Interessant an Ihrer jüngsten Vision ist ja, dass sie dabei nicht Lösungen zeigen, die, so futuristisch diese anmuten, nicht  vielleicht irgendwann einmal Realität werden könnten, sondern dass diese bereits zu einem Großteil industrialisierbar  sind...
Das ist für uns in der Tat ein wichtiger Aspekt. Unsere Innovationsabteilung arbeitet unter zwei großen Überschriften. Die eine lautet: Wert hinaufsetzen, Kosten herunterschrauben. Die andere Zielsetzung lautet: auch bei Konzept-Fahrzeugen sollen mindestens 60 Prozent real sein, etwa rein Drittel ist noch reine Vision. So wollen wir zeigen, was wir heute können und was morgen kommen könnte. Das ist für uns eine ganz wichtige Konstellation. Wir wollten kein Konzept-Fahrzeug haben, das reine Vision ist. Das bringt uns zwar vielleicht tolle Diskussion. Wir wollen die Produkte ins nächste Fahrzeug bringen, denn das ist reales Geschäft.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Beim Thema „Kosten runter“ spielt die Produktion eine wichtige Rolle. Erst kürzlich haben Sie ein Werk in Tschechien eröffnet. Wie sieht hier ihre weitere Strategie aus?
Wenn wir über Europa reden, dann ist das derzeit ein schwieriges Kapitel, gerade im Osten. Die  Kosten dort explodieren, die Verfügbarkeit entsprechender Mitarbeiter ist begrenzt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist es tatsächlich so, dass man dort a) keine Leute kriegt und b) die man kriegt, teuer sind?
Ja. Durch die vielen Investitionen werden die Mitarbeiterressourcen immer knapper und die Löhne steigen überdurchschnittlich. Auf der anderen Seite kann man mit den Produkten auch nicht einfach weiter ziehen und diese in Afrika oder sonstwo bauen. Das bedeutet für uns, dass wir die richtige Balance aus Automatisierung und Lohn finden müssen. Hier kommt für uns  das Schlagwort Industrie 4.0 ins Spiel. Wir müssen darüber extreme Nutzungsgrade erreichen. Ein Beruf der mit Sicherheit verschwinden wird, ist der des Staplerfahrers. Das was wir zum autonomen Fahren auf der Straße diskutieren, können wir in den Fabriken schneller umsetzen. Anderes Beispiel: wenn man einen kleinen Co-Roboter einsetzen, kommt der umgerechnet auf einen Stundenlohn von fünf bis sieben Euro. Das sind nur zwei kleine Beispiele aus dem großen Themenkomplex Industrie 4.0. Diese zeigen aber: Automatisierung ist ein ganz großes Thema, um Kosten aus der Fertigungstiefe heraus zu nehmen. Und das müssen wir auch angesichts des enormen Kostendrucks in der Branche. Da sind wir wieder am Anfang des Gesprächs: ohne globale Aufstellung haben Sie keine Chance.

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