ZF X2Safe Algorithmus

Der intelligente Algorithmus X2Safe von ZF kommuniziert mit Fahrzeugen, Smartphones sowie Smartwatches. Autofahrer, Passanten und Radfahrer werden so frühzeitig vor Kollisionen im Straßenverkehr gewarnt, Aktionen autonomer oder teilautonomer Systeme eingeleitet. (Bild: ZF)

Jährlich sind weltweit rund 1,25 Millionen Tote im Straßenverkehr zu beklagen. Etwa 50 Prozent davon sind schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Zweiradfahrer. Zur Reduzierung dieser Zahlen will man bei ZF einen Beitrag leisten und zeigt unter dem Motto „See – Think – Act“, wie man entlang der gesamten Wirkungskette aktiv ist. Unter „see“ versteht man bei ZF die Sensorik, unter „Think“ die entsprechende Systemintelligenz und Software sowie unter „Act“ die Aktuatorik. Wie man beim Zulieferer im Vorfeld der CES im kommenden Januar betont, stehen die Digitalisierung mechanischer Komponenten, das Forcieren der Elektromobilität und die Reduzierung von Verkehrsunfällen und Emissionen im Fokus.

Auf dem Gebiet der aktiven und passiven Sicherheit hat der Zulieferer mit TRW bereits 2015 sein Portfolio erweitert. Ein weiterer Schritt war die Beteiligung an der Hamburger Ibeo Automotive Systems GmbH, mit der man gemeinsam die nächste Generation der Lidar-Sensoren „Light Detection and Ranging“ entwickle. Diese kann ihre Umgebung dreidimensional abbilden und kommt ohne rotierende Spiegel aus. Die Technologie liefere herausragende Ergebnisse in der Umgebungswahrnehmung und sei ein Meilenstein für das autonome Fahren, hört man aus Friedrichshafen. Mit der erst im September des Jahres neu gegründeten Venture-Gesellschaft will der Zulieferer „eine Plattform für Start-Ups und Technologieunternehmen aus aller Welt bieten, die mit innovativen Ideen und Lösungen den Weg in die digitale Zukunft des Konzerns begleiten wollen“. Schon länger habe man mit Openmatics darüber hinaus einen Connectivity-Spezialisten im Aftermarket-Portfolio. Deren App ermöglicht die grafische Darstellung einer kompletten Flotte auf einer digitalen Landkarte.

Bewegungsdaten aus der Cloud

Einen Beitrag zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr könnte speziell der so genannte X2Safe-Algorithmus leisten, ein System, das Fahrzeuge mit Smartphones sowie Smartwatches kommunizieren lässt. Mit dieser App-basierten Lösung können Autofahrer, Passanten und Radfahrer frühzeitig vor Kollisionen im Straßenverkehr gewarnt und Aktionen autonomer oder teilautonomer Systeme eingeleitet werden. Dabei kann der Algorithmus laut ZF als Basis für Car-to-X-, X-to-Car oder sogar X-to-X-Anwendungen eingesetzt werden. Gerade mit Blick auf eine neue Generation, die mit gesenktem Kopf auf ihr Smartphone blickend durch die Städte laufe, könne das System eine gute Lösung bieten, heißt es weiter. Denn die User spielen permanent Bewegungsdaten in die Cloud, aus denen der Algorithmus berechnen könne, ob ein Zusammenstoß mit einem Fahrzeug oder anderen Verkehrsteilnehmern drohe. Dabei wird laut ZF eine Kollisionswarnung – im Fahrzeug und beim Träger des Smartphones – bereits ausgelöst, bevor Sichtkontakt besteht. Die App kann quasi um die Ecke schauen. Die Intelligenz des Systems besteht nach ZF-Angaben darin, dass der Algorithmus das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer hinsichtlich möglicher Bedrohungssituationen individuell analysiert und über eine Reaktion entscheidet. Halte ein Fußgänger etwa Rotphasen von Ampeln nicht ein oder überquere Straßen an dafür nicht geeigneten Stellen, bewerte es dieses Verhalten als besonders „unsicher“ und gehe von einem größeren individuellen Gefährdungspotenzial aus. Mit zunehmender Vernetzung und Autonomie moderner Fahrzeuge ist laut der ZF-Experten darüber hinaus ein automatisches Eingreifen des Autos darstellbar – bis hin zum Ausweichmanöver oder zur Vollbremsung.

Die App konnten die ZF-Leute anlässlich einer Technik-Pressekonferenz bereits in der Praxis vorführen. Sie funktioniert aktuell sogar mit dem 3G-Netz, wie die Leiterin der ZF-Denkfabrik, Malgorzata Wiklinska betonte. Mit dem Algorithmus könnte sich bei großflächigem Einsatz der User mobiler Devices also mit relativ überschaubarem Einsatz ein großer Fortschritt in der Verkehrssicherheit erzielen lassen. Einen richtigen Schub erwartet man laut den ZF-Experten freilich durch die 5G-Technologie, wie sie in den nächsten Jahren erwartet wird. Die Intelligenz und der für den Endkunden nicht sichtbare Aufwand stecke freilich in den Algorithmen, hört man von den ZF-Experten. Die Technologie lasse sich aber schnell implementieren.

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