Mänger-Legende Bob Lutz nimmt sich in VW-Abgasskandal Führungsstil unter Ferdinand Piech vor.

Mänger-Legende Bob Lutz nimmt sich in VW-Abgasskandal Führungsstil unter Ferdinand Piech vor. Archiv (Bild: GM)

Aus dem aktiven Geschäft ist der bald 84-jährige Bob Lutz, der es mit Stationen bei Ford, BMW und GM zu Legendenstatus in der Autoindustrie gebracht hat, längst draußen. In den USA und darüber hinaus ist der charismatische Manager nach wie vor ein gefragter Gesprächspartner, auf großen Automessen trifft man ihn immer noch an und das meist umlagert von Medienvertretern. In einer Kolumme im Magazin Road & Track hat sich Lutz jetzt zum VW-Skandal geäußert. In dieser nimmt der Ex-Kampfjet-Pilot den VW-Patriarchen Ferdinand Piech scharf ins Visier. Durch die unter Piech entwickelte und etablierte Unternehmenskultur sei dieser mehr als nur die Wurzel des Abgasskandals. Unter dem Porsche-Enkel seien die Mitarbeiter durch Angst und Einschüchterung zu Leistung getrieben worden. Der Führungsstil unter Piech sei in seinen Augen eine Schreckensherrschaft (“reign of terror”) gewesen, so Lutz. Der GM-Veteran plauderte in der Kolumne zur Untermauerung seiner These ein kleine Anekdote aus.

So habe er Piech zur vierten Generation des VW Golf gratuliert und bewundernd die Frage nachgeschoben, wie man diese perfekte Karosserie hingebracht habe. Daraufhin habe Piech gesagt, dass er alle Verantwortlichen zu sich ins Büro befohlen habe, diesen dort eröffnete, dass er genug habe von lausigen Karosserien und Spaltmaßen. Piech habe befohlen, dass er in sechs Wochen eine perfekte Karosserie möchte. Er habe eine Liste mit den Namen aller Anwesenden. Wenn in sechs Wochen die Karosserie nicht seinen Vorstellungen entspreche, werde er alle rausschmeißen. Lutz habe darauf gefragt: “So haben Sie das gemacht”. Piech habe geantwortet: “Ja. Und es funktionierte.”

Das, so Lutz, der selbst als harter Knochen galt, sei immer das Führungsprinzip unter dem VW-Patriarchen gewesen. Sein Fazit: Wenn in einer Unternehmenskultur gearbeitet würde, wo Fortschritt befohlen werde, andernfalls der Rausschmiss drohe, dürfe man sich nicht wundern, wenn Mitarbeiter bei Nichterfüllen der Ziele zu Tricksereien greifen.

Ins von Lutz gezeichnet Bild passt, was am Wochenende durchgesickert war: So haben VW-Entwickler angeblich gestanden, dass die von Ex-Konzernchef Winterkorn geforderten C02-Einsparziele mit legalen Mitteln nicht zu erreichen gewesen seien, weshalb man letztlich getrickst habe.

Im Zusammenhang mit dem Abgasskandal wird auch VW-intern eine Erneuerung der Unternehmenskultur und eine Abkehr von den zentralistischen und autoritären Strukturen als wichtiger Punkt angesehen. Ein erster Schritt ist mit der Schaffung eigenständigerer Markengruppen getan. Gleichzeitig wurde von VW-Spitze und auch seitens des Betriebsrats zurück gewiesen, bei dem Autobauer herrsche eine Atmosphäre der Angst.

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fv

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