Einen geschlossenen Materialkreislauf für beschädigtes Autoglas gibt es bislang nicht. Ein großer Teil der ausrangierten Autoscheiben oder Panoramadächer wird beispielsweise zu Getränkeflaschen oder Dämmmaterialien weiterverarbeitet. Im Rahmen eines im Januar gestarteten einjährigen Testbetriebs wollen die Partner aus beschädigtem Autoglas nun einen Wertstoff für die Serienproduktion herstellen. Dafür wurde ein mehrstufiger Prozess aufgesetzt. Ziel ist die Etablierung eines bilanziell geschlossenen Materialkreislaufs für Autoglas. Das Vorhaben ist Teil der Circular-Economy-Strategie des Ingolstädter Autoherstellers.
Irreparable Scheiben bezieht man im Rahmen des Projekts von ausgewählten Betrieben aus dem Handelsnetzwerk des Volkswagen-Konzerns. Im Rahmen des Prozesses wird die Autoscheibe zunächst zerkleinert. Anschließend werden alle glasfremden Störstoffe wie Kleberreste aussortiert. Das so gewonnene Glasgranulat wird eingeschmolzen und zu neuem Flachglas verarbeitet. Aus diesem Flachglas entsteht dann eine neue Autoscheibe. Verlaufe dieser Pilot erfolgreich, wolle man die so hergestellten Scheiben perspektivisch für die Modelle der Audi Q4 e-tron Baureihe verwenden, hört man von Audi.
Man arbeite daran, Materialien, auf die man direkten Zugriff habe, in geschlossenen Kreisläufen zu führen, sagt Marco Philippi, Leiter Beschaffungsstrategie. Beim OEM verspricht man sich weniger Energie und Rohstoffe wie etwa das Primärmaterial Quarzsand für die Herstellung von Scheiben aufwenden zu müssen. Bei der Wiederaufbereitung wird Audi zufolge im Vergleich zur Herstellung neuen Glases bis zu 30 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid emittiert.
Der Rezyklat-Anteil liegt bei 30 bis 50 Prozent
Damit neues Basisglas entstehen kann, ist ein homogenes Glasrezyklat Voraussetzung. Saint-Gobain Glass mischt das Rezyklat unter anderem mit Quarzsand, Soda und Kalk – den Grundbestandteilen von Glas. Das Verhältnis des Rezyklat-Anteils zu den anderen Stoffen wird zunächst variabel bei 30 bis 50 Prozent liegen. Das Flachglas wird zuerst zu Rechtecken verarbeitet, von denen jedes eine Größe von rund drei mal sechs Meter hat. Danach stellt das Schwesterunternehmen Saint-Gobain Sekurit im weiteren Prozess Automobilglas her. Im Pilotprojekt mit Audi sind rund 40 Tonnen an recyceltem Autoglas anvisiert.
Auf einen geschlossenen Materialkreislauf setzt Audi seit 2017 auch für Aluminium-Verschnitte aus dem Presswerk. In Ungarn meldete der OEM erst im letzten Jahr einen sogenannten Closed Loop für Aluminium.