
So wie hier das BMW 8er Cabriolet werden täglich bis zu 1.600 Karosserien in der Lackiererei des BMW-Werks Dingolfing lackiert. (Bild: BMW)
Im BMW-Werk Dingolfing werden täglich rund 1.600 Automobilkarosserien lackiert. Trotz innovativer Techniken falle für die energieintensive Lackiererei ein Drittel des Energieverbrauchs der gesamten Produktion an, beziffert dies BMW. Durch die Umstellung auf den neuen Integrated Paint Process habe sich der Energie- und Ressourcenverbrauch bereits erheblich reduzieren lassen. Nun soll ein erneutes Investment von 60 Millionen Euro in weitere Maßnahmen für eine noch nachhaltigere Produktion sorgen.
Kalksteinmehl zum Auffangen von überschüssigem Lack
Eine dieser Maßnahmen umfasst die Umstellung der Lackiererei von einem System der Nassauswaschung auf ein System zur Trockenabscheidung von Lackpartikeln. Der Lack-Overspray wird hierbei mit Kalksteinmehl statt mit Wasser aufgefangen, wodurch der Wasserverbrauch deutlich reduziert werden kann. Außerdem müsse bei diesem Verfahren weniger Umluft temperiert und befeuchtet werden, was eine hohe Energieeinsparung ermögliche, so der bayerische Premium-OEM. Zwei von vier Lackierlinien am Standort Dingolfing sind bereits auf die Trockenabscheidung umgerüstet worden und auch die restlichen zwei Linien sollen bis zum Jahreswechsel 2022/2023 umgestellt werden. In Anknüpfung daran wurde im niederbayrischen Standort des OEMs eine oversprayfreie Lackiertechnologie getestet, die noch in diesem Jahr in der Serienproduktion eingesetzt werden soll. Auch bei den Lacken selbst wird angesetzt, um durch die zunehmende Verwendung nachwachsender Rohstoffe aus organischen Abfällen den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
„Damit tragen wir in der Dingolfinger Lackiererei unseren Teil dazu bei, dass die BMW Group Produktion ihrem Ziel, die CO2-Emissionen pro gefertigtem Fahrzeug bis 2030 um weitere 80 Prozent gegenüber 2019 zu reduzieren, immer näherkommt. Denn jedes eingesparte Gramm CO2 zählt“, sagt Bernd Gress, der im Januar 2022 die Leitung der Technologie Lackierte Karosserie im Werk Dingolfing übernommen hat.
Abwasser und Restwärme werden sinnvoll wiederverwendet
Eine weitere Maßnahme zur Wassereinsparung kommt in Zusammenhang mit der Kathodischen Tauchlackierung (KTL) zum Einsatz. Für die Grundierung des Korrosionsschutzes werden die Karosserien in ein Becken mit einem Gemisch aus Wasser, Löse- und Bindemittel sowie Farb-Pigmenten getaucht. Durch neue KTL-Linien mit moderner Filtrationstechnik wird das hierfür genutzte Wasser gründlich gereinigt und kann im Kreislaufsystem wiederverwendet werden. Somit könnten sowohl der Wasserverbrauch als auch das Abwasseraufkommen in diesem Produktionsschritt enorm gesenkt werden, heißt es vonseiten BMWs.
Darüber hinaus sei eine Ausweitung der Wärmerückgewinnung in den Anlagen der Lackiererei geplant. Im KTL- und Abdichtbereich will BMW Module installieren, die Restwärme nicht wie üblich als Prozesswäre zurückführen, sondern über einen Organic Rankine Circle in Strom umwandeln. Und auch in der Reinigung der Lackiererei plant der Hersteller aus Nachhaltigkeitsgründen zukünftig den Einsatz von recycelter Altfolie oder einem Material aus biologisch abbaubaren Rohstoffen anstelle der herkömmlich verwendeten PE-Folie.
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