Der vietnamesische E-Auto-Hersteller Vinfast erwägt weitere Verzögerungen für sein geplantes Vier-Milliarden-Dollar teures Montagewerk in North Carolina. Die ursprünglich für Juli 2024 vorgesehene Fertigstellung des Standorts wurde auf 2025 verschoben. Jetzt wird eine weitere Verzögerung in Betracht gezogen, da das Unternehmen laut Reuters darum kämpft, bei Kunden in den USA Fuß zu fassen.
Ursprünglich hatte Vinfast angekündigt, im Jahr 2022 eine Fabrik für Elektrofahrzeuge und Batterien in den USA zu errichten, die eine jährliche Produktionskapazität von 150.000 Fahrzeugen haben sollte. Damit sollten die Subventionen der Biden-Regierung für in den USA hergestellte E-Fahrzeuge genutzt werden.
Vinfasts Werk sollte Prestigeprojekt der US-Regierung werden
Der asiatische Hersteller, der im vergangenen Jahr weniger als 1.000 Fahrzeuge in Nordamerika verkauft haben soll, führe jedoch eine gründliche Überprüfung und Bewertung aller Aspekte des Bauprozesses der Fabrik in North Carolina durch, heißt es in derselben Quelle.
Die Fabrik, geplant für mehr als 7.000 Arbeitsplätze, sollte die Wirtschaftsstrategie von US-Präsident Joe Biden untermauern. Als Vinfast das Projekt zum ersten Mal ankündigte, twitterte der Präsident sogar, dass dies das jüngste Beispiel für seine funktionierenden Wirtschaftsagenda sei. Doch nun sieht sich das Unternehmen mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, darunter niedrige Verkaufszahlen, Gerichtsverfahren wegen unbezahlter Miete für Ausstellungsräume und weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit einem tödlichen Unfall in Kalifornien, an dem im April 2023 ein Vinfast VF 8 beteiligt war, sowie Patentverletzungen im Zusammenhang mit Aluminium von ArcelorMittal, das interessanterweise in demselben Modell verwendet wird.
Darum konzentriert sich Vinfast auf Südostasien
Die Entwicklungen bestätigen, dass Vinfast seine Bemühungen auf den Vertrieb und die Marktdurchdringung in Südostasien ausrichtet, während die Produktion in den USA einschränkt wird. Der OEM hat den Start mehrerer Niederlassungen auf den Philippinen angekündigt und plant die Eröffnung von sechs Händlern für Autos, E-Scooter und E-Bikes. „Wir kommen auf den philippinischen Markt mit Produkten von guter Qualität und erschwinglichen Preisen“, sagte Nguyen Thi Minh Ngoc, CEO von Vinfast Philippines, bei der Eröffnung.
Das erste Autohaus soll im Juni eröffnet werden. Die Philippinen sind der erste E-Bike-Markt für Vinfast außerhalb der USA. Der Schritt hat auch eine wirtschaftliche Logik, da das Land eine verlängerte zollfreie Politik für E-Fahrzeuge und Teile bis zum Jahr 2028 unterstützt. Regierungsdaten zeigen außerdem, dass die Verkäufe von zwei- und vierrädrigen E-Fahrzeugen auf den Philippinen im Jahr 2023 auf 10.602 Einheiten angestiegen sind, was einer Verzehnfachung gegenüber 2022 entspricht.
Mit seinen Aktivitäten in der Region konkurriert Vinfast mit dem chinesischen EV-Giganten BYD, der eine Partnerschaft mit dem lokalen Mischkonzern Ayala Corp. eingegangen ist. „Wir werden langfristig auf dem philippinischen Markt präsent sein“, versicherte Ngoc. Vinfast ist bereits in Indien, Indonesien und Thailand vertreten. Während eines Besuchs des philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. in Vietnam im Januar verpflichtete sich das Unternehmen, auf den Philippinen zu investieren und ein E-Auto-Geschäftsnetzwerk aufzubauen.
Der Artikel erschien im Original bei unserem Schwestermagazin automotive manufacturing solutions.