Bei Volkswagen prüfen künftig zusätzlich zum geschulten Blick der Mitarbeiter hochauflösende Digitalkameras, ob die Lackoberfläche fehlerfrei ist. Sie scannen jede einzelne Fahrzeugkarosserie unmittelbar nach der Trocknung des Decklacks und vor der Montage. Das Verfahren hat der Wolfsburger VW-Mitarbeiter Matthias Nöthen entwickelt. Sein Prüfsystem misst die Lackstruktur und bewertet die Lackqualität nach einem inzwischen für Volkswagen patentierten Algorithmus. Diese Qualitätschecks sind in den Fertigungsfluss integriert, somit entfällt das aufwändige Aussteuern von Karosserien.
Das neue Prüfverfahren hilft bei der Qualitätssicherung in der Lackiererei und sorgt gleichzeitig für schlankere Arbeitsabläufe. Allein der Standort Emden, wo die Technik zuerst erprobt und in die Fertigung integriert wurde, spart dadurch im Jahr rund 420.000 Euro ein. Derzeit installiert der Autobauer eine ähnliche Prüfanlage im Werk Wolfsburg. Der Innovationsfonds des Gesamtbetriebsrats förderte die Weiterentwicklung der Technik bis zum Serieneinsatz.
Erfinder Nöthen kam im April 2012 als Technischer Sachbearbeiter und Koordinator für Planungs- und Produktionssysteme zu VW. Zuvor hatte er in Dresden Elektrotechnik studiert und am Fraunhofer-Institut promoviert. "Die besten Ideen kommen mir beim Laufen", sagte der begeisterte Triathlet, der gern einmal am "Iron Man" auf Hawaii teilnehmen möchte.
Die für das Ideenmanagement zuständige Betriebsrätin Gabriele Trittel sagte: "Die ‚Idee des Jahres 2015‘ ist ein gutes Beispiel für Innovation und Wirtschaftlichkeit. Ihre strategische Bedeutung kommt unter anderem im standortübergreifenden Nutzen zum Ausdruck. Deshalb war es konsequent, die Lackstrukturmessung mit Mitteln des Innovationsfonds zu fördern." Im Zukunftstarifvertrag hatten Unternehmen und Betriebsrat vor zehn Jahren die Einrichtung des ersten Innovationsfonds ausgehandelt. Seitdem stehen jährlich 20 Millionen Euro für Projekte bereit.
Im Jahr 2015 reichten VW-Mitarbeiter in den Werken Wolfsburg, Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Osnabrück und Salzgitter sowie bei Volkswagen Sachsen in Chemnitz, Zwickau und in der Gläsernen Manufaktur in Dresden insgesamt 64.845 Verbesserungsideen ein. Im gleichen Zeitraum prämierte der Konzern insgesamt 28.311 Verbesserungsideen. Die dadurch erzielten Einsparungen lagen bei 128 Millionen Euro. An die Ideengeber zahlte Volkswagen insgesamt Prämien in Höhe von insgesamt 23,9 Millionen Euro aus.