Smart an einer Ladesäule

In zahlreichen Carsharing-Flotten dominieren nach wie vor Verbrennungsmotoren. (Bild: Pixabay / andreas160578)

Der Anteil an E-Autos in den deutschen Sharing-Flotten ist nach einer dpa-Umfrage je nach Anbieter sehr unterschiedlich. So hatten Ende Oktober rund 20 Prozent der 5.650 Share-Now-Fahrzeuge einen Elektroantrieb. Cambio kommt eigenen Angaben zufolge auf sechs Prozent. Einen alternativen Antrieb haben bei der Bahntochter Flinkster rund zehn Prozent der Autos - davon ein Großteil mit E-Antrieb, wie ein Bahnsprecher mitteilte. In der Carsharing-Flotte von Sixt ist es den Angaben zufolge ein Drittel.

Den geringsten Anteil unter den angefragten Unternehmen hat Ford Carsharing mit 0,3 Prozent Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb. Spitzenreiter ist der noch junge Anbieter WeShare aus dem Volkswagen-Konzern. Alle 2300 Fahrzeuge sind vollelektrisch, wie ein Sprecher sagte. Noch gibt es das Angebot aber nur in den Metropolen Berlin und Hamburg. Das Unternehmen Miles ließ die Zahl der E-Autos in seiner Flotte auf Nachfrage offen.

Steiniger Weg zur Elektrifizierung

"Die Elektrifizierung liegt im Trend", zeigte sich der Branchenexperte Stefan Bratzel überzeugt. Für Aufsehen sorgte zuletzt etwa der Autovermieter Hertz. In Amerika will das Unternehmen seine Flotte um 100.000 Elektroautos von Tesla erweitern. "Wenn ein so großer Player auf Elektrifizierung setzt, dann verleiht das dem Thema grundsätzlich Schwung", so Bratzel.

In deutschen Großstädten sind die Erwartungen an die Anbieter hoch. So wünscht sich etwa die Hansestadt Hamburg die vollständige Elektrifizierung der Carsharing-Flotten, wie es von einem Sprecher heißt. Nach Einschätzung des Berliner Senats ist ein klimafreundlicher Leihbetrieb nur "mit einer kompletten E-Pkw-Ausstattung" möglich. Die Stadt München sieht im E-Carsharing "einen Beitrag zur Verkehrswende".

Der Weg zur vollelektrischen Flotte ist nach Einschätzung des Branchenkenners Bratzel jedoch steinig. "Lukrativer ist die Umstellung auf E-Autos nicht", sagt er. Pro Kilometer seien sie zwar im Vergleich zum Benziner günstiger, E-Fahrzeuge seien allerdings in der Anschaffung teurer und wegen des Chipmangels derzeit ohnehin Mangelware. Dazu müsse das Laden irgendwie organisiert werden. "Kurz vor Ende der Miete das Auto noch mal an die Steckdose anschließen, das können sich bestimmt nur die wenigsten Kunden vorstellen. Eine Möglichkeit wäre, eigene Ladesäulen zu schaffen", so Bratzel.

Wirtschaftliche Lage ist angespannt

Zusätzlich zum Transformationsdruck hin zur Elektrifizierung der eigenen Flotten kämpft die Carsharing-Branche in Deutschland auch mit den Folgen der Corona-Pandemie. Unter anderem seien die Lockdowns im Jahr 2020 für erhebliche Buchungs- und Umsatzrückgängen verantwortlich gewesen, so der Bundesverband Carsharing. Besonders gefährdet von Schließungen seien Carsharing-Standorte in der städtischen Periphere, in mittelgroßen und kleinen Städten sowie im ländlichen Raum. Anbieter mit Free-Floating-Flotten konnten ihre Kundenbasis größtenteils halten, da Nutzer in den Metropolen zunehmend von der Nutzung des ÖPNV abgesehen habe.

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dpa