Die Versprechungen der schweiz-israelischen Firma OSR klingen atemberaubend. Ein Multi-Domain KI-System soll den Herstellern in der Schlacht mit Technologiegiganten helfen, das Auto neu zu erfinden. Nicht nur das, auch für das wichtige Thema der Hackerangriffe und Computerviren hat man sich mit Moshe Nissan, einem ehemaligen Oberst der Israelischen Armee und Spezialist für Cyber Security tatkräftige Unterstützung geholt. "Der Evolver gibt Autoherstellern die Werkzeuge in die Hand, um das Auto für die Zukunft der Mobilität neu zu erfinden ohne dabei die Kontrolle über die Technologieplattform im Fahrzeug oder die Kundenbeziehungen zu verlieren", sagt Orit Shifman, Gründerin und Vorstandsvorsitzende der OSR Enterprises AG.

Der Name "Evolver" (englisch für sich entwickeln) ist Programm. Denn die zentrale Steuereinheit soll nicht nur den Taktstock beim autonomen Fahren schwingen, sondern auch als Entwicklungswerkzeug dienen: Letzteres ist für Autobauer interessant, die nicht Millionen Euro ausgeben wollen. "Beim autonomen Fahren zeichnet sich der Trend zu einem Zentralrechner ab", erklärt ein Entwicklungsingenieur eines deutschen Automobilherstellers. Audi macht es mit dem zFAS (zentrales Fahrerassistenzsteuergerät) vor, das den Audi A8 auf Autobahnen bis zu einer Geschwindigkeit bis 60 km/h automatisch fahren lässt.

In diese Nische will OSR mit seinem Evolver stoßen. Allerdings sind die Schweizer mit diesem Ansinnen nicht alleine. Nvidia will mit seinem "Drive PX" ebenfalls, die Anwender dazu befähigen, die Entwicklung autonomer Fahrzeuge zu beschleunigen. OSR nutzt fast die identischen Worte, um seinen Rechner, der so etwas, wie die eierlegende Wollmilchsau beim autonomen zu beschreiben. Schneller und leistungsfähiger soll der Evolver sein und dabei natürlich noch effizient.

System bietet eine Chance

Das Prinzip bietet aber Bekanntes. Vier Domänen, die verschiedene Aufgabenbereiche, wie zum Beispiel das Infotainment oder eben die autonomen Fahrfunktionen des Autos steuern, sind in dem neuen Evolver-Großhirn zu einem Computer zusammengefasst. Die von OSR vielfach gepriesene immense Rechenleistung ist allerdings eine Notwendigkeit, um die Datenmengen, die bei autonomen Fahren zu bewältigen - bei einer selbsttätigen Fahrt über 25 Kilometer sind es mehrere Gigabyte.

Nach Ansicht von Experten, wird die zentrale Steuereinheit durch den Zusammenschluss nicht zwingend schneller und effizienter, aber die Möglichkeit besteht durchaus, da beim autonomen Fahren ohnehin mehrere Domänen zusammenarbeiten müssen. Durch die Bündelung der Recheneinheiten können einige Steuergeräte eingespart werden. "Das System bietet eine Chance", lautet das Urteil des Automobil-Entwicklers. "Ich würde mir das gerne einmal ansehen."

Bei der Datensicherheit vertritt OSR den Standpunkt, dass ein großes Hauptsystem leichter zu schützen sei, als eine Architektur mit vielen Steuergeräten. Allerdings sehen manche Experten so eine dichte Ansammlung von wichtigen Steuer- und Rechengeräten auch kritisch, was die Systemsicherheit angeht, ein Ausfall des Dirigenten könnte das Auto lahmlegen. Allerdings versichert OSR, wie andere auch, dass natürlich redundante Szenarien vorgesehen sind, bei denen andere Systeme zusammenarbeiten, um in die Bresche zu springen.

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