Die Atlas Copco-Tochter SCA erweitert ihr Innovationcenter in Bretten.

Die Atlas Copco-Tochter SCA erweitert ihr Innovationcenter in Bretten. (Bild: SCA)

Der vor allem im Automobil-Karosseriebau anhaltende Trend zu neuen Leicht- und Mischbauweisen stellt die Fügetechnik vor neue Herausforderungen. Der schwedische Atlas-Copco-Konzern, in dem die Fügetechnikkompetenzen Schrauben (Atlas Copco Tools), Stanznieten (Henrob) und Kleben (SCA) vereint sind, bringt über Partnerunternehmen wie Klingel (Fließlochschrauben) und Düring (Schweißtechnik) nicht nur weitere Technologien ins Team, sondern in wachsendem Umfang auch praktisches Anwendungswissen an den Mann bzw. die Frau. Jetzt haben die Schweden über 7 Millionen Euro in den Ausbau des Standortes von SCA in Bretten bereitgestellt.

Der Klebe- und Dosiertechnik-Spezialist ist seit der Übernahme durch den Konzern vor viereinhalb Jahren rapide gewachsen. „Die Nachfrage nach innovativen Lösungen zur Applikation von Kleb-, Dicht- und Dämmstoffen wird weltweit auch in den nächsten Jahren kräftig zulegen“, ist SCA-Geschäftsführer Olaf Leonhardt überzeugt. „Speziell der Trend zum Leichtbau in der Automobilindustrie treibt den Markt voran.“ Wo herkömmliches Schweißen bei bestimmten Materialien an seine Grenzen stoße, seien alternative Montage- und Fügetechniken gefragt, wie etwa das Kleben oder auch das Stanznieten. Bei Stanznietsystemen hat sich Atlas Copco durch die Akquisition von Henrob im Jahr 2014 die Position des Marktführers geholt.

In Bretten sitzen die zentrale Fertigung und Verwaltung von SCA sowie eines von sieben Innovation-Centern weltweit. Hier führt das Unternehmen mit seinen Kunden jährlich weit über 200 individuelle Testreihen mit neuen Klebstoffen oder neuen Bauteilen durch. Anwender können auf diese Weise neue Ideen frühzeitig auf Machbarkeit überprüfen und mit SCA-Technik in konkrete Applikationen übersetzen. „Mit der Investition werden wir insbesondere unser Innovation-Center ausbauen“, sagt Leonhardt. „Dazu zählen mehrere automatisierte Hybridfüge-Stationen, so dass wir hier mittelfristig pro Jahr bis zu 500 Tests für unsere Kunden durchführen können.“ Auch die Fläche für Büro- und Schulungsräume werde stark ausgeweitet.

Unter „Hybridfügen“ versteht man bei SCA und im Atlas-Copco-Konzern die Kombination „Klebetechnik plus eine mechanische oder thermische Fügetechnik“, erläutert Andreas Kiefer, Vice President Business Development bei Atlas Copco. Mittels Hybridfügen ließe sich im Automobilbau zum Beispiel das Crashverhalten, die Korrosionsbeständigkeit und die Schälfestigkeit verbessern.

Als wegweisend stuft Olaf Leonhardt einen weltweit neuen Ansatz ein, um die Qualität geklebter Verbindungen sicherzustellen: Mit der Unterstützung von VW Sachsen hat General Electric eine schnelle und flexible Lösung für die zerstörungsfreie Prüfung von Falz- (und anderen) Fügeverbindungen entwickelt, wobei die sogenannte Ultraschall-Phased-Array-Technik verwendet wird.

Wie VW vorrechnet, spart die Ultraschall-Falzklebeprüfung, die mit einem adaptiven, flexiblen Prüfkopf arbeitet, am Beispiel einer Fahrzeugtür beispielsweise 30.000 Euro an Schrottkosten für Prüfteile und weitere 40.000 Euro jährlich für die entfallende Farbeindringprüfung ein. Das neue Verfahren wird im Juni 2016 seine Serienprüfung im VW Werk Mosel absolvieren.

 

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