Elektroauto

Autobauer riskieren, von neuen hochdigitalisierten Elektrofahrzeugherstellern überholt zu werden.

Nur acht Prozent der Automobilhersteller sehen sich durch die neuen Hersteller von E-Fahrzeugen bedroht, obwohl sie durch fehlende Investitionen in industrielle Digitalisierungsansätze Marktanteile verlieren könnten. Dies geht aus einer Studie im Auftrag des Sensor- und Softwareanbieters Hexagon hervor, die von Wards Intelligence durchgeführt wurde. Darin heißt es: Um ihre Marktposition zu halten, müssen OEMs mit dem Innovationstempo der Mitbewerber Schritt halten. Trotzdem würden nur 48 Prozent der Hersteller in der Automobilbranche höhere Investitionen in die von ihren Mitbewerbern genutzten intelligenten Fertigungsstrategien einplanen, während 25 Prozent keine entsprechenden Pläne verfolgen.

Neue Player sind mit schnellen Innovationszyklen vertraut

Die neuen Player sind Hexagon zufolge mit schnellen Innovationszyklen vertraut. Traditionelle Automobilhersteller seien Elektronikunternehmen wie Foxconn und Huawei unterlegen. Ein Vorteil für die neuen Marktteilnehmer seien die niedrigen Auftragsvolumen bei E-Fahrzeugen, die dazu beitragen, dass die Produktionsgeschwindigkeit eine hohe Stückzahl als Schlüsselfaktor in der Automobilindustrie ablöse.

Die Daten würden eine Diskrepanz bei den größeren OEMs in Bezug auf die entsprechende Entwicklung hin zur digitalen Transformation aufdecken, heißt es bei Hexagon. Während sich das Interesse an der intelligenten Fertigung in der Automobilindustrie definitiv verstärkte, zeige sich, wie die Anerkennung ihres Wertes nicht mit der entsprechenden Umsetzung einhergehe. Gemäß der Studie seien die kritischsten Faktoren für den Erfolg der Elektroauto-Lieferketten für die Branche die Beschaffung der erforderlichen Teile-Volumina sowie die fehlenden Größenvorteile.

Das Just-in-Time-Modell hinter sich lassen

Da es notwendig sei, bei derzeitigem Auftragsvolumen eine größere Auswahl an erschwinglichen Elektrofahrzeugen oder gar „Fahrzeuge nach Maß“ anzubieten, müssten traditionelle für große Stückzahlen konzipierte Fertigungslinien durch eine agileren Fertigung ablösen, die auf eine schnelle Markteinführung ausgerichtet sei und das Just-in-Time-Modell möglichst endgültig hinter sich lasse, sagt Paolo Guglielmini, Präsident der Hexagon Manufacturing Intelligence Division, der weiter ausführt: "Die Aufgabe für die etablierten Unternehmen besteht darin, dies umzusetzen und gleichzeitig die erforderlichen Gewinnspannen zu erzielen. Dies lässt sich nur mithilfe einer vertikalen Integration der Entwicklungs- und Fertigungsprozesse lösen, was jedoch nicht einfach ist und einen kulturellen Wandel benötigt, der mit den technologischen Investitionen einhergeht."

Laut der Hexagon-Studie befindet sich die Branche an der Schwelle beispielloser Veränderungen, mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Entwicklungsständen auf ihrem Weg hin zur Industrie 4.0. Große OEMs müssen laut Guglielmini kontinuierliche Optimierungsprozesse gezielt nutzen sowie den Umfang und die Art der Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten überdenken, um die E-Wende in der Automobilindustrie zu gewährleisten.

Wie Untersuchungen der letzten Monate zeigen, variiert der Digitalisierungsgrad in der Branche stark. Experten stellen insbesondere beim Mittelstand eine schwache Aufstellung beim Thema Industrie 4.0 fest. Jedoch kann die Corona-Pandemie dazu dienen, das Bewusstsein zu schärfen: Einer Umfrage des Bitkom zufolge zwingt die Corona-Pandemie Unternehmen zu veränderten Arbeitsabläufen und Geschäftsmodellen und kann persönliche Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung abbauen. Wie eine weitere Untersuchung zeigt, haben insbesondere Unternehmen mit eigenem CIO einen hohen Industrie-4.0-Reifegrad.

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