Damit im Lackierprozess sämtliche Hohlräume erfasst werden, verteilen sich oft mehr als einhundert Löcher über die Fahrzeugkarosserie. Sie müssen bisher aufwendig in Handarbeit mit Stopfen aus Kunststoff verschlossen werden, um den Korrosionsschutz garantieren zu können. Nicht so bei Porsche: Der Stuttgarter Sportwagenbauer hat in Kooperation mit dem Klebespezialisten Tesa ein neues Produktionsverfahren entwickelt. Dank einer innovativen Klebelösung kann die Hohlraumversiegelung im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen wesentlich effizienter erfolgen. Ein Roboter positioniert spezielle Pads von Tesa schnell und zuverlässig auf der Karosserie und verschließt mit ihnen die Löcher. Laut Porsche ist das vollelektrische Modell Taycan das erste Fahrzeug weltweit, bei dem dieses neue Verfahren zum Einsatz kommt.

„Wir dürfen unsere Klebelösung nicht mit dem Tesafilm verwechseln, den alle aus dem Büro kennen. Die speziellen Tesa-Klebepads sind nach dem Aufbringen nur mit viel Aufwand wieder abzulösen. Sie stellen eine dauerhafte Lösung dar, die auch die Belastungen durch die Bewegungen des Fahrzeugs vertragen und länger als ein Autoleben halten”, sagt Dirk Paffe, der bei Porsche die Lackierereiprozesse verantwortlich plant und für die Einführung von Innovationen zuständig ist. Tesa hat in die Entwicklung des automatisierten Lochverschlusses die Erfahrung aus mehr als 20 Jahren im manuellen Verkleben von Pads in der Montage einfließen lassen. Ergebnis ist eine Applikation, die hohe Qualität und Prozesseffizienz ermöglicht.

Anstrengende Überkopfarbeit entfällt

Dank des Umstiegs auf ein automatisiertes Klebeverfahren entfällt ein anstrengender Arbeitsgang, bei dem pro Schicht bis zu 3.600 Stopfen in die Öffnungen gedrückt werden mussten. Strapaziöse Überkopfarbeit erübrigt sich, Mitarbeiter in der Produktion werden entlastet. Zudem bringen die neuen Pads logistische Vorteile und verringern die Komplexität, weil Porsche für alle vier Lochtypen mit einer Padgröße auskommt. Ragten die Stopfen früher bis zu sechs Millimeter weit aus der Karosserie hervor, tragen die nur einen Millimeter dünnen Pads kaum auf.

Seitdem sich das Porsche-Innovationsmanagement der Klebepads angenommen hat, wurden mehr als zwei Drittel der rund 150 Stopfen in der Taycan-Lackiererei abgeschafft. Bis zum Sommer dieses Jahres soll nun auch die Lackiererei im Werk Leipzig das neue Verfahren nutzen.

Gute Idee gehen in Serie

Porträtfoto von Albrecht Reimold, Vorstand Produktion und Logistik der Porsche AG

Innovationen voranzutreiben und zu fördern, ist bei Porsche fest in der Strategie 2030 verankert und wird als Querschnittsthema verstanden – über alle Ressorts sowie Tochtergesellschaften im In- und Ausland hinweg. Ein agil arbeitendes Projektteam sucht aktiv nach neuen Entwicklungen und stellt sie frühzeitig auf den Prüfstand. Damit aus einer Idee eine Innovation entsteht, müssen drei Kriterien erfüllt sein: Der Ansatz muss neu und einzigartig sein, nachweisbar einen Kundennutzen bringen und zudem einen echten Wertbeitrag für das Unternehmen leisten. „Innovationen waren schon immer der Motor für unseren wirtschaftlichen Erfolg”, sagt Porsche-Produktionsvorstand Albrecht Reimold. Und er weiß: „Neuerungen müssen erobert werden. Dafür sind Mut und kreative Freiräume notwendig. Diese Atmosphäre im betrieblichen Alltag sicherzustellen, ist Führungsaufgabe.“ Pro Jahr fördert Porsche 80 bis 100 Projekte. Zuletzt erreichten rund 70 Prozent davon die Phase der Weiterentwicklung.

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