Im Februar platzte die Bombe: Nach 88 Jahren trennte sich GM von seiner deutschen Tochter Opel und verkaufte den Rüsselsheimer Autobauer an den französischen PSA-Konzern. Der Preis 1,3 Milliarden Euro. Inklusive des Bankgeschäfts "GM Financial" waren es 2,2 Milliarden Euro. PSA-Chef Carlos Tavares redete nicht lange um den heißen Brei herum: "Die Lage ist dramatisch", ließ der Portugiese verlauten und machte sich gleich daran, die Marke mit dem Blitz umzubauen: Opel-Chef Karl-Thomas Neumann wurde durch Finanzexperte Michael Lohscheller ersetzt und zwei strategisch wichtige Opel-Vorstandsressorts mit Tavares-Vertrauten besetzt. Der stramme Sanierungsplan sieht vor, dass Opel bis 2020 wieder schwarze Zahlen schreibt.

Während Tavares in die Riege der Top-Manager aufstieg, endete eine andere Ära. VW-Patriach Ferdinand Piëch verkaufte seine Anteile an Volkswagen und Porsche und zog sich damit aus der Schaltzentrale der Macht zurück. Sein langjähriger Ziehsohn Martin Winterkorn musste vor dem VW-Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen, ließ aber viele Fragen unbeantwortet. Handfestes passierte in Ingolstadt: Ausgerechnet am Tag der Jahrespressekonferenz der VW-Tochter ließ die Staatsanwaltschaft Privatwohnungen und Büros in einer großangelegten Razzia durchsuchen. Trotz aller Turbulenzen sitzt Audi-Chef Rupert Stadler weiterhin fest im Sattel, wohingegen vier Vorstände ihren Hut nehmen mussten.

VW kommt ob des Dieselskandals nicht zur Ruhe: mit Wolfgang Hatz und Oliver Schmidt wanderten erstmals zwei Top-Manager hinter schwedische Gardinen. Doch das "Dieselgate" ist nicht die einzige Baustelle, die der deutschen Automobilindustrie 2017 zu schaffen machte. Die Autohersteller VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler standen unter dem Verdacht, geheime Absprachen um Technik und Kosten ihrer Fahrzeuge sowie Märkte und Strategien getroffen zu haben. Daimler erstattete als erster Selbstanzeige und zog sich den Zorn der Konkurrenten zu. BMW setzte angeblich sogar Kooperationsgespräche mit dem schwäbischen "Nestbeschmutzer" aus. Derweil droht in Stuttgart und anderen Großstädten ein Fahrverbot für Autos mit einem Selbstzünder als Antriebsquelle.

Rolls-Royce überstrahlt alles

Neben diesen Verwerfungen hinter den Kulissen, die die ganze Branche noch eine Weile beschäftigen werden, gab es natürlich einige Neuheiten. Porsche kastrierte die Cayman-/Boxster-Baureihe, packte einen aufgeladenen Vierzylinder unter die Haube und verpasste ihr die irreführende Bezeichnung "718". Wie man trotz vier Töpfen die Tradition wohlklingend wieder zum Leben erweckt, zeigte Renault mit dem fahraktiven Alpine A110. Doch auch in München verabschiedete man sich von vermeintlich in Erz gegossenen Traditionen. Nach dem Hochdrehzahlkonzept fiel auch der obligatorische Heckantrieb: Der neue BMW M5 hat als erstes Modell der BMW-Sportdivision einen Allradantrieb. Im fahraktiven Segment installierte Porsche die zweite optisch deutlich gelungenere Generation des Panamera. Ein wichtiges Auto für Ford war auch der neue Fiesta.

Bei den Premium-Autobauern tat sich einiges. Audi brachte den neuen Q5 an den Start, dazu gab‘s ein A5 Cabrio und mit dem Audi A8 die längst fällige Neuauflage des Flaggschiffs. Der Ingolstädter Luxuskreuzer beherrscht schon das autonome Fahren des Level 3, allerdings sind die Funktionen noch nicht freigeschaltet, da die rechtlichen Bedingungen noch nicht gegeben sind. Auch das Facelift der S-Klasse macht einen deutlichen Schritt in Richtung Robo-Auto, während BMW bei seiner Chef-Limousine mit einem 610 PS starken Zwölfzylinder-Hammer im M760Li konterte. Bentley verjüngte mit dem neuen Continental das Erscheinungsbild deutlich und spendierte dem schicken Coupé endlich auch ein zeitgemäßes Infotainment. Deutlich kleinere Brötchen backte dagegen der französische Neuankömmling im Reigen der Luxusmarken - DS mit dem Crossover DS7 Crossback. Alles überragte natürlich das Luxusauto schlechthin - der neue Rolls-Royce Phantom.

Elektro-Allerlei

Der SUV-Trend war ungebrochen: Skoda landete mit dem Kodiaq einen weiteren Volltreffer. VW will mit dem T-Roc auch bei einem jungen Publikum reüssieren, genauso wie die Konzerntochter Seat mit dem Arona. Kräftiger Gegenwind kam aus Südkorea: der Kia Stonic und der Hyundai Kona wollen den kleinen Kraxlern aus dem VW Konzern das Leben schwermachen, während Volvo den XC60 neu auflegte. Der süße Suzuki Ignis sammelte allenfalls Sympathiepunkte. Porsche setzte beim neuen Cayenne einmal mehr auf die fahraktive Karte und Jaguar will das SUV-Segment mit dem E-Pace von unten aufrollen. In einer ganz anderen Liga spielt der Range Rover Velar, der die Lücke zwischen Evoque und Range Rover Sport mit einem sehr schicken Aufritt schloss.

Peugeot warf den 5008 ins Rennen, während Opel mit dem Grandland X um die Gunst der Geländewagen-Fans im Kompaktsegment buhlte und den Mokka X eine Klasse tiefer auffrischte. Renault ließ die zweite Generation des Koleos von der Leine und die Rumänien-Tochter Dacia erfreute mit einem neuen Duster die preisbewussten Gelände-Fans. Jeep ließ das alles kalt: Mit dem Wrangler präsentierten die Amis beim Heimspiel in Los Angeles die vierte Generation der Off-Road-Ikone Wrangler.

Auch bei den Pickups tat sich einiges: VW implantierte den längst überfälligen V6 Diesel in den Amarok, Renault konterte mit dem Alaskan, der als Technikbruder des Premieren-Pritschenwagens Mercedes X-Klasse und des Nissan Navara gute Gene hat. Das gleiche Teilen macht Freude-Prinzip verfolgten der Mitsubishi L200 und der Fiat Fullback, der ebenfalls 2017 in das Segment einstieg.

Und was ist mit den Elektroautos? BMW peppte den i3 als Sportversion i3s etwas auf. Der i8 wurde endlich als Roadster vorgestellt, während der rein elektrische Nissan Leaf II mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern punktete. Ähnlich weit kommt der Opel Ampera-e und Elon Musk stellte endlich seine Massen-Limousine Model 3 vor. Mini elektrifizierte den Countryman und verpasste dem Lifestyle Crossover einen Plug-Hybrid-Antriebsstrang. Toyota war an mehreren Fronten tätig: Zum einen entwickelten die Japaner den Prius PHEV weiter und erhöhten damit die Reichweite auf 50 Kilometer, zum anderen brachten sie mit dem GT 86 eine echte Spaßrakete an den Start. Gleiches gilt auch für den Lexus LC 500, der als souveräner V8 oder als Hybrid (dann als LC 500h) Freude bereitet. Gleiches kann man auch vom Kia Stinger und dem Hyundai I30 N behaupten. So kann 2018 kommen.

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